Im zweiten Playoff Final-Spiel und den 185. Zürcher Derby können die ZSC Lions erneut nur einen knappen Sieg herausspielen. In der Serie steht es jetzt 2:0 für die Stadtzürcher. Um noch Meister zu würden muss das Team von Felix Hollenstein gleich zweimal im Hallenstadion gewinnen.
Der Turbo ist eingeschaltet
Wie immer bei den Züri-Derbys wird Sicherheit gross geschrieben. Die Fans wurden von Polizei und Sicherheitsleuten zum Schluefweg eskortiert. Im Stadion zeigte sich ein ganz anderes Bild auf dem Eis. Obwohl nach dem Startpfiff das reinste Schnellzug-Hockey gespielt wurde, trauten sich die Schlittschuh-Athleten kaum über die rote Linie. Das änderte sich schlagartig nachdem Ronals Kenins für übertriebene Härte und Patrick von Gunten zur selben Zeit für Behinderung auf die Strafbank geschickt wurden. Jetzt hatte es für zwei Minuten viel mehr Platz auf dem Eis. In der sechsten Spielminute musste Lukas Flüeler eine Schuss vom Kanadier Micki Dupont abprallen lassen. Tommi Santala war zur Stelle und konnte erben. Fans und die Gastgeber-Mannschaft waren gleichermassen aus dem Häuschen über das schnell erzielte Führungstor. Doch die überschwängliche Freude hielt nur gerade vier Minuten. An der offensiven blauen Linie entdeckte Blindenbacher seinen Teamkollegen Ronalds Kenins und spielte den Pass zum lauernden Letten, der völlig ungestört durch die Klotener Abwehr marschieren konnte. Jetzt, wo es um alles oder nichts geht, passierte Martin Gerber eine Seltenheit. Der Keeper liess sich von einem Schuss, der zuerst zwischen den Beinen von Jim Vandermeer hindurch zischt auch zwischen seinen Beinen hindurch bezwingen. In der 10. Spielminute der Ausgleichstreffer zum 1:1. In der 14. Spielminute spendierte Andri Stoffel für Haken das erste Powerplay für die Hausherren. Lautstarke Empörungsschreie der Fans und von Philipp Schelling. Die Referee haben das Gerangel vor der Spieler-Bank der Flyers zwischen Didier Massy und Schelling grosszügig übersehen. Rückkehrer Peter Mueller testet Flüeler, der hält aber dicht und löst ein Tohuwabohu im Zürcher Torraum aus, was aber keine Strafen nach sich zog. Matthias Bieber hatte das Eis mit schmerzverzehrtem Gesicht verlassen und wurde auf dem Weg in die Kabine beidseitig gestützt. Auch der zweite Rückkehrer, Simon Bodenmann kann sich an der Bande nicht durchsetzen.
Durch den Verdienst von Matin Gerber sollte das in der Luft liegende 1:2 der Gäste nicht gelingen. Gleich reihenweise liess der Flyers-Keeper die angriffslustigen Zürcher Stürmer verzweifeln.
Keine Vorentscheidung
Im Mitteldrittel wurden die Zuschauer in der ausverkaufen Kolping Arena nicht enttäuscht, obwohl es keine Tore gab. Die Partie verlief weiterhin auf hohem und spannenden Niveau mit Topchancen auf beiden Seiten. Im Vergleich zum Startdrittel kochten die Emotionen nicht mehr so schnell hoch. Alle Spieler führten ihre Checks bis zum Ende durch und markierten so ihre Präsenz, aber die fliegenden Fäuste blieben doch eher unten. Beide Teams wollten sich nicht mit unnötigen Strafen aufs Glatteis führen lassen. Jeder Fehler könnte jetzt „tödlich“ sein. In der 33. Spielminute ging ein hörbares, kollektives Luftanhalten durch das Stadion. Mike Künzle hatte das leere Tor vor sich und schoss. Martin Gerber war eigentlich schon geschlagen, doch er hechtete nach dem Hartgummi und liess es gekonnt in seinem Fanghandschuh verschwinden. Luca Cunti und Ryan Keller vergaben weitere Topchancen für die Stadtzürcher Löwen. Die Entscheidung musste jetzt also im letzten Drittel fallen, oder spätestens in der Verlängerung.
Die kleinsten Details machen den Unterschied
Beim Start des dritten Drittels kamen die Gastgeber besser aus ihren Kabinen. Alleine entschlüpfte Simon Bodenmann, doch er drückte nicht ab. Stattdessen blockierte er auch noch unfreiwillig den Abschuss vom Amerikaner Peter Mueller. Die Lions hatten das Spielzepter übernommen. Der Kanadier Ryan Keller tänzelte sich durch die gegnerische Defensive und schmetterte den Puck an den Pfosten. Der Abschuss von Severin Blindenbacher von der blauen Linie aus war viel zu schwach . um Gerber nur ansatzweise in Schwierigkeiten zu bringen. Reto Schäppi konnte die Scheibe hinter dem gegnerischen Tor verteidigen, fand dann aber nicht die optimale Abschlussposition. Auf leisen Sohlen schlich sich Luca Cunti durch die Mitte, scheiterte aber in der 46. Spielminute aus nächster Nähe. Die Kloten Flyers in der Vorwärtsbewegung Richtung ZSC-Tor, da konnte ihnen Reto Schäppi den Puck abluchsen und an den Kanadier Ryan Keller übergeben. Mit viel Zeit und Kalkül brachte Keller den Klotener-Keeper auf die Knie um Gerber zu umspielen und sich die Ecke für den „Todestreffer“ auszusuchen. Das Spielentscheidende 1:2 wurde 12 Minuten vor Spielende gemacht. Die Flyers warfen danach alles nach vorne. Doch Routinie-Keeper Flüeler liess sich nicht mehr bezwingen. Die Klotener hatten bis zum Schluss eisern gekämpft obwohl sie mit einem angeschlagenen Topskorer Peter Mueller einem „einbeinigen“ Bieber und einem halbwegs fitten Simon Bodenmann doch ein Kampf auf Augenhöhe abgeliefert haben. Nur minimale Details machten den Unterschied und den zweiten Sieg der Löwen im Playoff Final.
Final Spiel 2 Kloten Flyers – ZSC Lions 1:2 (1:1, 0:0, 0:1)
Kolping Arena Ausverkauft
Tore:
6. Spielminute Tommi Santala (Assists M. Dupont & M. Bieber) 1:0
10. Spielminute Ronals Kenins (Assist Severin Blindenbacher) 1:1
48. Spielminute Ryan Keller (Assist Reto Schäppi) 1:2
Strafen:
4. Spielminute 2 Min gegen Ronalds Kenins für übertriebene Härte
4. Spielminute 2 Min gegen Patrick von Gunten für Behinderung
7. Spielminute 2 Min gegen Michael Liniger für Haken
14. Spielminute 2 Min gegen Andri Stoffel für Haken
29. Spielminute 2 Min gegen Jim Vandermeer für hoher Stock
30. Spielminute 2 Min gegen Mathias Seger für Haken
39. Spielminute 2 Min gegen Roman Wick für übertriebene Härte
52. Spielminute 2 Min gegen Severin Blindenbacher
für übertriebene Härte
52. Spielminute 2 Min gegen Simon Bodenmann
für übertriebene Härte
Schiedsrichter:
22 Massy, 9 St. Rochet, 12 G. Mauron & 86 M. Tscherrig
Mannschaftsaufstellung ZSC Lions:
30 Lukas Flüeler, 4 Patrick Geering, 11 Andri Stoffel, PostFinance Topskorer 27 Roman Wick, 17 Ryan Shannon USA, 28 Ryan Keller CAN, 3 Steve McCarthy CAN, 15 Mathias Seger, 91 Ronalds Kenins, 12 Luca Cunti, 71 Patrik Bärtschi, 80 Jan Tabacek SVK, 5 Severin Blindenbacher, 39 Mark Bastl, 49 Dan Fritsche, 9 Robert Nilsson, 18 Daniel Schnyder, 73 Mike Künzle, 19 Reto Schäppi, 98 Sven Senteler, 14 Chris Baltisberger, 1 Tim Wolf
Trainer/Assist: Marc Crawford CAN & Rob Cookson CAN
Bemerkungen/Abwesenheiten:
Marc-André Bergeron ist verletzt und Morris Trachsler immer noch gesperrt
Mannschaftsaufstellung Kloten Flyers:
28 Martin Gerber, 25 Micki Dupont CAN, 72 Patrick von Gunten, 44 Matthias Bieber, 23 Tommi Santala FIN, PostFinance Topskorer 88 Peter Mueller USA, 58 Eric Blum, 15 Philippe Schelling, 19 Yanick Steinmann, 41 Michael Liniger, 13 Simon Bodenmann, 33 Gian-Andrea Randegger, 9 Jim Vandermeer CAN, 22 Victor Stancescu, 67 Romano Lemm, 11 Cyrill Bühler, 18 Luka Hoffmann, 38 Lukas Frick, 17 Aurelio Lemm, 10 Marcel Jenni, 71 Yannick Herren, 1 Jonas Müller
Trainer/Assist: Felix Hollenstein & Kimmo Rintanen FIN
Bemerkungen/Abwesenheiten:
Félicien Du Bois und Lukas Stoop sind verletzt, Josh Hennessy und Robin Leone sind überzählig
Reportage & Bilder: Andrea Derungs