Beim SwissAward stehen Menschen im Mittelpunkt, die 2011 Aussergewöhnliches leisteten und bei den Schweizerinnen und Schweizer Aufmerksamkeit fanden. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) vergab zum zehnten Mal die SwissAwards. In der Gala, moderiert von Sandra Studer, werden fünf Persönlichleiten in den Kategorien Politik, Kultur, Wissenschaft, Show und Gesllschaft ausgezeichnet. Hochkarätige, nationale Künstler bilden den musikalischen, festlichen Rahmen dieser Gala.
Schaulaufen auf dem roten Teppich
An die 150 geladenen Gäste und ihre Begleitung, präsentierten sich bei frischen Temperaturen den wartenden Fans und den Pressevertreter. Unterschriftenjäger warteten gespannt auf den „Youngster“ Bastian Baker, der mit seinem Début-Album „Tomorrow May Not Be Better“ ist der 20jährige direkt auf Platz drei der Schweizer Album-Charts eingestiegen und war gleichzeitig mit drei Titeln in den Singel-Charts vertreten.
Die „Gotthard“ geben mit dem neuen Frontmann Nic Maeder ihr lang erwartetes Comeback. Nach dem tragischen Unfalltod von Sänger Steve Lee vor rund einem Jahr, ist heute ein Neuanfang für die Band. Und noch ein Comeback, „Plüsch“, eine der erfolgreichsten Schweizer Mundartbands meldet sich zurück. Beim SwissAward feierten sie mit der Hitsingle „’s kennt ne kene so gnau“ ihre Rückkehr und starten in der Originalbesetzung ins nächste Kapitel ihrer musikalische Erfolgsgeschichte. Als exklusive Vorpremiere trat Bligg und die Brass Band erstmals gemeinsam auf. Für die Platinedition von „Bart aber herzlich“ ist Bligg extra nach Wisconsin (USA) geflogen und hat dort mit der bekannten Youngblodd Brass Band seine Songs neu eingespielt. Der Rapper präsentierte seine erfolgreichsten Songs in einem neuen Kleid.
Der Gewinner in der Kategorie Show – Freddy Nock, Hochseilartist & Weltrekordbrecher
Ausgezeichnet für seine unglaubliche Weltrekordserie auf dem Hochseil und als Ausnahme-Artist der Schweizer Zirkus-Szene. 2011 hat Freddy Nock sieben Rekorde in sieben Tagen gebrochen: Zugspitze (Seillauf ohne Balancierstange), Feuerkogel (Seillauf mit längster konstanter Steigung), Diavolezza (Längster Seillauf bergwärts), Corvatsch (Längster Seillauf talwärts), Jungfraujoch, Thunersee (Längste Wasserüberquerung auf einem Seil), Thörishaus (längste und höchste Fahrradüberquerung auf einem Seil). Mit seiner Rekordjagd sammelt der Seilakrobat Geld für ein UNESCO-Projekt in Bangladesh. Alfredo Freddy Nock junior aus der bekannten Schweizer Zirkus-Familie Nock, stand bereits mit vier Jahren auf dem Seil. Mit elf Jahren begann er mit dem Hochseillauf. Für seine Leistungen wurde er schon in jungen Jahren bei verschiedenen Nachwuchsfestivals für Artisten ausgezeichnet.
Die weiteren Nominierten – Bligg
Musiker und Songwriter, Nominiert als erfolgreichster Schweizer Musiker des letzen Jahres und als einer, der mit seinem Mix von geistreichen Texten und Pop- und Volkmusik den Nerv der Zeit trifft. Seit einem Jahr hält sich Bliggs Album «Bart aber herzlich» in den Charts: Drei Wochen auf Platz 1 und Ende Oktober 2011 immer noch unter den Top 30. Bligg hiess der logische Gewinner der Swiss Music Awards 2011. Er holt den Preis ab für das beste «Album Urban National» und zudem mit «Legändä & Heldä» den Award für den besten Schweizer Hit des Jahres 2010. Gleich zu Beginn der Preisverleihung hat der Zürcher Rapper mit seinem Song über den «Chef» klargemacht, wer in der Schweizer Musikbranche im Moment eben der Chef ist – ein begnadeter Songschreiber- und Performer.
Ebenfalls Nominiert, Stress – Rapper und Musiker. Der erfolgreiche Rapper, der als Brückenbauer über die Sprachgrenzen hinweg eine wichtige Vorbild-Funktion für die Jugend hat. Stress ist einer der erfolgreichsten Künstler der Schweiz und hat mit seinem neuen Album «Renaissance II» sowohl in der West- als auch in der Deutschschweiz Erfolg. Nach mehreren Nummer 1, Doppel- und Dreifachplatin-Alben, meldete er sich mit einem neuen Werk zurück. Auf der aktuellen Produktion «Renaissance II» ging der Lausanner bewusst neue Wege – einen Mix aus Hip Hop, Pop, Rock und Funk. Neben Musikern wie Bligg (alias Kaspar E. Glättli III), Noah Veraguth (Pegasus) und Andrea Martin sind auch M.A.M und Karolyn mit Featurings vertreten. Sein Einsatz für die Umwelt und Natur und die Tatsache, dass er ein Brückenbauer über den Röstigraben ist, machen ihn zu einem wichtigen Wert in der Schweizer Musikszene.
Der Gewinner in der Kategorie Wirtschaft – Carl Elsener, Präsident & Delegierter der Verwaltungsrats Victorinox.
Ausgezeichnet für die erfolgreiche Expansion der Marke Victorinox in alle Welt, mit der er ein Stück Swissness verbreitet. Victorinox expandiert. In Brunnen wurde der erste Brandstore in der Zentralschweiz samt Museum eröffnet. Zu Jahresbeginn öffnete ein Flagshipstore auf der Düsseldorfer Kö seine Türen. Ein weiterer folgt in Toronto. Von derzeit 40 auf insgesamt 100 soll der Ladenbestand in den kommenden fünf Jahren anwachsen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf China. Die Investitionen in China und Südamerika machen sich bereits bezahlt. Firmenchef Carl Elsener peilt im laufenden Jahr einen Rekordumsatz von 550 Millionen Franken an. 100 neue Stellen sollen geschaffen werden.
Die weiteren Nominierten, Harry Hohmeister – CEO Swiss International Air Lines Ltd. Nominiert für seinen Erfolg mit der SWISS – trotz Eurokrise gehört die Airline zu den führenden Fluggesellschafen Europas und profitabelsten weltweit. Bereits zum zweiten Mal in Folge wird die Swiss an den Travel Star Awards als beste Airline auf Kurz- und Mittelstrecken ausgezeichnet. In der Kategorie «Langstrecken nonstop» figuriert Swiss neu unter den ersten drei. Bei den Skytrax World Airline Awards wird die Airline zudem in der Kategorie «Beste Fluggesellschaft Westeuropas» an die Spitze gewählt. Die Auszeichnung ist das Ergebnis einer Befragung von mehreren Millionen Fluggästen. Swiss steigerte in den ersten neun Monaten den Betriebsertrag um 5 Prozent. Und die Swiss ist weiter auf Expansionskurs: Ab Februar 2012 bietet sie neu eine tägliche Direktverbindung von Zürich nach Peking an. In Genf baut die Fluggesellschaft ihr Netzwerk mit der Aufnahme von Nizza und Frequenzerhöhungen nach Madrid, Moskau und London City weiter aus.
Peter Spuhler – CEO Stadler Rail und Nationalrat, Nominiert für sein grosses Wirken in der Schweizer Wirtschaft und sein Festhalten am Standort Schweiz trotz Frankenstärke. Der wiedergewählte SVP-Nationalrat und Unternehmer Peter Spuhler hält seine Stadler Rail auch in sehr schwierigen Zeiten auf Wachstumskurs und legt trotz der Euro-Krise zu – ein Vorzeige-Kämpfer für den Werkplatz Schweiz. Spuhler erhielt den Lilienberg-Personenpreis «in Anerkennung seines innovativen und vorbildlichen unternehmerischen Wirkens in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft». Es seien die Mitarbeiter, die den Erfolg einer Unternehmung ausmachten, sagte der frischgebackene Preisträger. In den letzten 20 Jahren baute Peter Spuhler die Stadler Rail AG zu einem der erfolgreichsten Industriekonzerne der Schweiz auf – mit über 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 1,1 Milliarden Franken.
Die Gewinnerin in der Kategorie Politik – Karin Keller-Sutter – Polizei- und Justizdirektorin und Ständerätin.
Ausgezeichnet als mutige Politikerin und für ihre Vorreiterrolle im Kampf gegen den Hooliganismus in der Schweiz. Die sankt-gallische Justiz- und Polizeidirektorin hat mit ihrem konsequenten Vorgehen gegen Fussball-Hooligans in der Schweiz neue Massstäbe gesetzt. Die Präsidentin der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren Konferenz fordert im ganzen Land ein einheitliches und entschlossenes Vorgehen gegen pöbelnde Fans sowie Eingreifpolizisten und Schnellrichter gegen Hooligans. Ihr Credo: Gewalttätige Fussballfans müssen möglichst schnell gefasst, überführt und verurteilt werden. Zu diesem Zweck sollen im ganzen Land bei den Stadien spezialisierte Eingreifpolizisten und sogenannte Schnellrichter zum Einsatz kommen. Ihre Macherqualitäten gerade in der Hooligan-Debatte überzeugen und sind nach den letzten negativen Vorkommnissen in und rund um Fussballstadien dringender denn je. Das St. Galler Volk dankte es ihr mit einem Glanzresultat für den Ständerat.
Joseph Deiss – alt Bundesrat und Präsident der UNO Vollversammlung 2011 Nominiert für sein Präsidialjahr als UNO-Vorsitzender der Vollversammlung und Botschafter der Schweiz in der Welt. Joseph Deiss blickt auf ein ereignisreiches Präsidialjahr bei der UNO zurück. Generalsekretär Ban Ki-moon dankte dem Schweizer. «Sie haben in einem sehr anspruchsvollen Jahr einen super Job gemacht», sagte Ban. Die 65. Generalversammlung konnte unter der Leitung von Deiss Fortschritte bei den UNO-Millenniumszielen wie der Halbierung der Armut und des Hungers verzeichnen. Erstmals hat die UNO in Libyen das Konzept der Verantwortung zum Schutz der Zivilbevölkerung angewandt. Deiss gelang es zudem, die Beziehungen zwischen der Gruppe der wirtschaftsstärksten Länder (G20) und den anderen 173 UNO-Mitgliedern zu verbessern. Als Höhepunkt seines Amtsjahres bezeichnete der alt Bundesrat die Aufnahme des Südsudans in die UNO. Dieser emotionale Moment habe den Gipfel eines friedlichen Prozesses zur Beendigung eines langen und tödlichen Konfliktes markiert, sagte Deiss.
Heidi Tagliavini – Schweizer Diplomatin Nominiert als versierte Botschafterin und für ihre Verdienste um die Schweizer Diplomatie. Niemand kennt Osteuropa so gut wie Heidi Tagliavini. Die Spitzendiplomatin legt einen erfolgreichen Bericht um die Provinz Südossetien vor, die sowohl Russland als auch Georgien für sich beanspruchen. Der Bericht kann als Handbuch zur Vermeidung künftiger Krisen gelesen werden. Seit 1982 steht sie im diplomatischen Dienst des Eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und ist international bekannt als Leiterin heikler Missionen der internationalen Hilfe und Friedenserhaltung. Die herausragende Diplomatin der Schweiz untersuchte als Sonderbeauftragte der EU die Gründe für den Krieg zwischen Russland und Georgien in Abchasien und Südossetien und verfasste den nach ihr benannten Tagliavini-Bericht.
Die Gewinner in der Kategorie Gesellschaft – André Borschberg / Bertrand Piccard
Gründer Solar Impulse. Ausgezeichnet als Pioniere der Luftfahrt für den ersten erfolgreichen Europaflug mit einem Solar-Flugzeug. Das Programm Solar Impulse hatte 2011 seinen Durchbruch mit dem ersten internationalen Flug. Die Testflüge mit der Solar Impulse nach Brüssel und retour via Paris mit dem Prototypen HB-SIA sind äusserst erfolgreich verlaufen. Zwei Männer, beide Piloten, Pioniere und Innovatoren, steuern die Entwicklung von Solar Impulse. Bertrand Piccard, Psychiater, Luftfahrer und Pilot der ersten Nonstop-Weltumrundung im Heissluftballon als Initiator und Präsident. André Borschberg, Ingenieur mit Masterabschluss in Managementwissenschaften, Militärpilot und professioneller Flugzeug- und Helikopterpilot als CEO. Die revolutionären Visionen des ersten ergänzen sich mit der Unternehmens- und Managementerfahrung des zweiten.
Nominiert für seine bahnbrechende Entdeckung in der Teilchenphysik, die – sollte sie sich bestätigen – Einsteins Relativitätstheorie ins Wanken bringen würden. Antonio Ereditato – Physiker Albert Einstein Center for Fundamental Physics. Wissenschaftler am Europäischen Kernforschungsinstitut CERN haben nach eigenen Angaben subatomare Teilchen registriert, die sich schneller als Licht bewegen. Sollte sich diese Entdeckung bestätigen, würde es einen der wichtigsten Grundpfeiler der Physik zum Einsturz bringen. Die Neutrinos, die vom CERN in der Nähe von Genf ausgesandt wurden, hätten das Forschungszentrum Gran Sasso in Italien 60 Nanosekunden schneller erreicht als Licht, erklärte Antonio Ereditato.
Nils Jent – Forscher am Center for Disability and Integration der HSG St. Gallen, Nominiert für seine Willenskraft und für seine Rolle als Vorbild für andere, die ein ähnliches Schicksal teilen. Nils Jent ist seit einem Motorradunfall im Jahre 1980 blind, schwer körper- und sprechbehindert – und heute Dozent an der HSG St. Gallen. Der heute 49-Jährige kämpfte sich Schritt für Schritt ins Leben zurück, bestand die Matura, studierte Betriebswirtschaft und doktorierte an der Universität St. Gallen. Heute ist Jent führender Experte im Diversity Management und forscht an Möglichkeiten für Unternehmen, Stellen für Behinderte zu schaffen. Eine unglaubliche Willensleistung, die berührt und zeigt, dass der Wille das unmöglich Scheinende zu erreichen stärker ist als jede Behinderung. Am Zurich Filmfestival wurde der Film «Unter Wasser atmen» über Nils Jent mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Die Gewinner in der Kategorie Kultur, Floriana Frassetto / Bernie Schürch – Theater Mummenschanz.
Ausgezeichnet für ihr 40-jähriges Bestehen und den grossen nationalen wie auch internationalen Erfolg mit dem Spektakel Mummenschanz. Die legendäre Theaterformation Mummenschanz wird 40 Jahre alt und feiert das grosse Jubiläum weltweit mit einer grossen Tournee. Die genialen Ideen dieser Theatergruppe, die 1972 in Paris von Andres Bossard, Floriana Frassetto und Bernie Schürch gegründet wurde, begeistern bis heute. Mummenschanz hat über Generationen das Figurentheater nachhaltig geprägt. Nur eines blieb während der 40 Jahre immer gleich: Mummenschanz spricht eine Sprache ohne Worte, die aber jeder Mensch auf der ganzen Welt versteht. Auch wenn die Mummenschanz-Idee nun 40 Jahre alt wird, es ist ein junges Stück Theater geblieben, das nachhaltig in den Köpfen und Herzen der Menschen haften bleibt. Die Jubiläumstournee hat auch eine politische Botschaft: verantwortliche Nutzung von Energie und Förderung des Umweltbewusstseins.
Nominiert für seinen erfolgreichen sowie einfühlsamen Film «Cleveland vs. Wall Street» Jean-Stéphane Bron – Filmregisseur, hat mit seinem Dokumentarfilm «Cleveland vs. Wall Street» eine faszinierende Lektion amerikanischer Staatskunde verfilmt. Die Stadt Cleveland verklagt 21 Wallstreet-Banken. Der Vorwurf: Sie seien verantwortlich für die Immobilienkrise. Der Prozess fand bis heute nicht statt, im Film aber schon – mit den realen Opfern und Anwälten. Der Lausanner Regisseur gewann den «Prix de Soleure» und den «Quartz 2011» als bester Schweizer Dokumentarfilmer. Der Westschweizer Filmemacher ist schweizweit bekannt geworden mit seinem Film «Mais im Bundeshuus». Nun hat Bron Chancen auf eine internationale Karriere.
Ebenfalls Nominiert Bice Curiger als erfolgreiche Kuratorin, die den weltweit wichtigsten Kulturanlass – die Biennale Venedig – als Direktorin gekonnt umgesetzt hat. Mit der Ausstellung «IllumiNazione, IllumiNations» zeigte die Kuratorin mit den Arbeiten von 89 Künstlern aus aller Welt ein sicheres Händchen. Die Schweizerin zog als erste Frau an der Kunstbiennale in Venedig die Fäden im Hintergrund. Die älteste Kunstschau der Welt zog ein Millionenpublikum in die Lagunenstadt. Dass Curiger zu den ungekrönten Königinnen der Kunstszene zählt, hat drei Gründe: Erstens eignete sie sich ihre Kenntnis der zeitgenössischen Kunst während des Studiums der Kunstgeschichte über den Journalismus an. Zweitens kuratiert sie bereits seit 1980 Ausstellungen. Sie ist Kuratorin am Kunsthaus Zürich, wo sie vor allem monografische Ausstellungen zur Gegenwartskunst verantwortet. Und drittens hat sie seit jeher ein Ausnahmeverhältnis zu ihren Künstlern.
Liselotte Pulver gewinnt den LifeTimeAward 2011
Der SwissAward würdigt die Schweizer «Grande Dame» des Films für ihr Lebenswerk. Seit den 50er-Jahren bezaubert uns Liselotte Pulver auf Bühne und Leinwand. Ihr Markenzeichen: Ihr Lachen – mitreissend, erfrischend, befreiend. Nun erhält die Schweizer Schauspielerin den wohlverdienten LifeTimeAward.
Ihr Lachen hat man geradezu im Ohr, wenn man den Namen Lilo Pulver hört. Im Oktober feierte die Schweizer Schauspielerin ihren 82. Geburtstag. Die grosse Zeit der Schauspielerin Liselotte Pulver waren die 50er und 60er Jahre – die Zeit des Deutschen Nachkriegsfilms, als ein Filmschauspieler noch ein Star und das Kino mehr als Unterhaltung war: ein Fluchtort, um die Zerstörung, die die Nazizeit und der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatten, zu vergessen. «Das damals bis ins Innerste erschütterte deutsche Volk liess sich gerne von einer Schweizerin trösten», schrieb ihre Schwester, die Journalistin Corinne Pulver in ihrer Biografie «Meine Schwester Lilo Pulver». Liselotte setzte «dem Ernst der Stunde das hartnäckigste Lachen» entgegen. Kobold und Kumpel war sie, ein verschmitztes Mädchen, eine tollkühne Reiterin oder eine in Massen moderne junge Frau. Filme wie «Ich denke oft an Piroschka», die Spessart-Trilogie oder «Die Zürcher Verlobung» – und viele mehr – waren Kassenschlager. Der deutsche Film entdeckt die junge Schweizerin als neuen, jungen Typ. Eine grosse Tragödin will sie werden – und wehrt sich monatelang gegen eine Rolle, die ihr den Durchbruch bringt: «Ich denke oft an Piroschka» unter der Regie von Kurt Hoffmann. Dieser Regisseur erkennt als erster das komische Talent der jungen Schauspielerin – und dreht mit ihr insgesamt 10 Filme. Bald gehört «Lilo», wie man sie in Deutschland nennt, zu den beliebtesten Schauspielern des deutschen Films. Fast wäre sie ein Weltstar geworden. Eine Rolle in «Ben Hur» wird ihr angeboten und die weibliche Hauptrolle an der Seite von Charlton Heston in «El Cid». Weil sie vertraglich gebunden ist, bekommt Sophia Loren diese Rolle. Aus der Hollywood-Karriere wird nichts. Noch heute, sagt sie, könnte sie sich deswegen «in den Hintern beissen». Dafür begegnet sie in «Gustav Adolfs Page» der Liebe ihres Lebens, dem Schauspieler und Theaterregisseur Helmut Schmid, den sie 1961 heiratet. Lilo kauft ein Anwesen am Genfer See und bekommt zwei Kinder: den Sohn Marc-Tell und Tochter Mélisande. Mit ihrem Ehemann zusammen geht sie auf Theater-Tournee und tritt im Fernsehen auf, als «Lilo» in der Sesamstrasse auf.
Die Frau, deren Lachen zu ihrem Markenzeichen wurde, muss privat schwere Schicksalsschläge ertragen, die ihre grosse Karriere schliesslich beenden. 1989 stürzt sich ihre Tochter vom Berner Münster. 1992 stirbt nach dreissig Jahren glücklicher Ehe ihr Mann. Lilo zieht sich an den Genfer See zurück und schreibt ihre Autobiografie, der Titel: «Wenn man trotzdem lacht».
Didier Cuche ist Schweizer des Jahres 2011
Der Skirennfahrer Dider Cuche wurde mit 21.86% aller Televotes vom Schweizer Publikum zu den «Schweizern des Jahres» 2011 gewählt. Wie schon 2009 wurde Didier Cuche zum Sportler des Jahres erkoren. Mit Cuche gewann bereits zum 27. Mal ein Vertreter des alpinen Skisports die nationale Sportlerwahl. Der 37-Jährige war im vergangenen Winter der Dominator in den Speed-Disziplinen. Erstmals gewann er sowohl den Abfahrts- als auch den Super-G-Weltcup. An den Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen sicherte er sich die Silbermedaille in der Abfahrt.
Nominiert als Sportlerin des Jahres 2011, Sarah Meier Eiskunstläuferin, die an ihrem letzten Wettkampf in Bern Europameisterin wurde. Sarah Meier schreibt an der Europameisterschaft in Bern Eiskunstlaufgeschichte: Mit einer perfekten Kür geht für die Bülacherin ein lang ersehnter Traum in Erfüllung: Gold an der EM zum Abschluss ihrer Karriere. Meier ist nach Hans Gerschwiler (1947) und Denise Biellmann (1981) erst die dritte Europameisterin aus der Schweiz. Dass Meier bei ihrem letzten Wettkampf Gold gewonnen hat, ist eine unglaubliche Geschichte. Denn die Zürcher Unterländerin bestritt in Bern ihren ersten «richtigen» Wettkampf in dieser Saison, nachdem sie Ende Oktober einen Bänderanriss im Fuss erlitten hatte.
Pierluigi Tami, Trainer U21-Fussball-Nationalmannschaft Nominiert als Trainer der Schweizer U-21-Nationalmannschaft, der mit der Schweiz an der Fussball-Europameisterschaft den Vizetitel holte. In Dänemark an der U-21 Europameisterschaft hat Pierluigi Tami auf der ganzen Linie überzeugt. Er lässt seine Jungs frechen, offensiven Fussball spielen und erobert damit die Herzen der Fans – im wahrsten Sinne des Wortes – im Sturm. Plötzlich macht das Mitfiebern mit den rotweissen Fussballsternen wieder richtig Freude. Der Erfolg von Tami kommt nicht von ungefähr. Der Tessiner ist ein akribischer Analytiker und menschlich sehr korrekt. Dank seinem Fachwissen kann er immerzu authentisch sein und auch unpopuläre Entscheide ruhig und sachlich begründen.
Bilder roter Teppich: D. Peter/Linsenreflektion
Reportage: A. Derungs & SRF – Bilder: Paolo Faschini