Spitzenduell ZSC Lion – SC Bern 3:1

Der frühe Führungstreffer in der 40. Spielsekunde ist eine spannende Ausgangslage, doch die ZSC Lions drehen den Match im Mitteldrittel zu ihren Gunsten um.

Emotionales Startdrittel
Mit drei Erfolgen aus vier Spielen reisen die Bären aus der Bundeshauptstadt an. Ihre Erfolgswelle schwappte am Mittwoch in der PostFinace-Arena noch über, als sie das erste Team nach
43 Jahren den wieder eingeführten Cup gegen die Kloten Flyers gewinnen konnten.
Im Gegenzug, mussten der amtierenden Meister mit einer 1:6 Niederlage in Genf , vom Eis schleichen. Ein ungewohntes Bild, da auch die Zürcher Löwen die vorgängigen drei Spiele für sich entscheiden konnten und mit den gesundeten Verteidiger Geering sowie Stammgoalie Flüeler zwei wichtige Teamkollegen wieder zu Verfügung hatten.
Heute treffen sich die beiden Mannschaften zum vierten Saisonduell. Bei den vergangenen drei Begegnungen gewann immer das jeweilige Heimteam. Sollte auch heute dieser Fall eintreffen, verkürzen die Limmatstädter den Rückstand zum Tabellenleader auf drei Punkte. Wenn nicht, dürfte den Berner-Bären der Quali-Sieg kaum mehr aus den Pranken zu reissen sein.
Der ultimative Spitzenkampf lässt schon nach 40 Sekunden die ersten Emotionen durch die Hallenstadion-Decke gehen.
Bud Holloway schnappt sich die Scheibe und jagt ins Angriffsdrittel. Aus spitzem Winkel hämmert er den Puck auf das Gästegehäuse. Aber erst Simon Mosers Schlittschuh befördert die Scheibe über die Linie zu 0:1. Postwendend wird Cunti von Joensuu unsanft in den Rücken gecheckd, was dem Finnen und dem SCB eine Zweiminutenstrafe einbringt. Der Head-Schiedsrichter Andreas Koch geht vom Eis und direkt in die Kabine. Was genau das Problem ist, ist im Moment nicht Nachvollziehbar. Auf jeden Fall läuft die Partie mit drei Unparteiischen weiter. Die Grosskatzen blasen zum „Vergeltungsangriff“. Bergeron zu Topscorer Wick, der den Puck aber nicht solide auf die Schaufel bekommt, vorbei am Tor. Wieder „Chrampfer“ Bergeron von der blauen Linie aus. Doch auch das Nachstochern von Baltisberger will nichts nützen. In der 5. Spielminute erneute Grosschance für den „Z“.
Ein Zweiminutenstrafe für Bern. Robert Nilsson schlängelt sich mit dem Hartgummi durch die gegnerische Zone und bedient Senteler, der aber an Bührer scheitert. Es wird mit härten Bandagen gespielt. Auf offenem Eis wird der Stürmer Bildenbacher von Rüfenacht zu Fall gebracht, was natürlich eine Strafen nach sich zieht. Leider fehlt es den Stadt-Zürchern im zweiten Powerplay-Spiel an Fantasie und die Mutzen überstehen die Strafzeit unproblematisch. Beide Teams jagen auf dem Eis hin und her, doch zu wirklich brandgefährliche Torchancen kommen auf beiden Seiten nicht zu stande.
12. Spielminute, ohrenbetäubender Lärm durch empörte Fan’s und Zuschauern. Keller wird an der Bande von Gragnani von den Kufen geholt. Der Kanadier bleibt ohne Helm auf dem Eis liegen ohne dass das Spiel unterbrochen wird. Für die Berner will Künzle das selber regeln, lässt es aber doch sein, was weiteren Potest aus den Rängen nach sich zieht. Die Bären werden von der Z-Angriffswalze überrannt. Sofort reagiert Guy Boucher und zitiert seine Mannen zum Timeout an die Banden, was erneut ein Pfeifkonzert auslöst. Angeblich hat Torhüter Bührer in der vorangegangenen Szene absichtlich sein Gehäuse verschoben. Der „Zuspruch“ vom Berner-Coachs trägt Früchte. Die Spieler sind wieder konzentrierter. Joensuu setzt sich an der Bande gegen Siegenthaler durch und übergibt an Gardner der aber das 2:0 schon fast auf der Schaufel hat und doch nicht trifft. Jetzt gibt’s Haue, Keller und Joensuu haben sich in den Haaren. Jetzt greifen gleich mehrere Spieler ein und wir haben eine muntere Prügelorgie, was auf beiden Seiten Strafen nach sich zieht. Wegen Cross-Checks marschiert Topscorer Wick Richtung Strafbank ab. Keller muss für übertriebene Härte aussetzen wie auch sein Prügelkollege Rüfenacht. Streithahn Joensuu ist natürlich auch auf dem Weg zur Abkühlungsbox. Ab der 18. Spielminute geht es mit fünf gegen fünf bis zur Pause weiter.

Effizienter Gastgeber
Zurück auf dem Eis drücken umgehend beide Mannschaften aufs nächste Tor. Die Zürcher zum Anschluss, die Berner zum soliden Torvorsprung. Die Hausherren behaupten sich im gegnerischen Drittel. Der Schwede Henrik Tallinder drückt von der blauen Linie ab. Dem Berner Goalie wird von einem Löwen die Sicht genommen und der Puck, der von Jobin leicht abgelenkt wird, kollert zum 1:1 in der 25. Spielminute ins Netz. Auf der Gegenseite eine heisse Szene vor dem ZSC-Keeper. Wieder ist es der Finne Jesse Joensuu der versucht den auf dem Eis liegenden Flüeler zu besiegen, was aber nicht klappt. Moser spendiert den Hausherren das fünfte Überzahlspiel an diesem Nachmittag. Auch Bührer wird durch Bergeron und Nilsson hart gefordert. Shannon kommt an den Bären vorbei, übergibt an Robert Nilsson, der keine Sekunde zögert und das Hartgummi punktgenau und unhaltbar ins Hockeck pfeffert.
Der ZSC geht in der 30. Spielminute mit 2:1 in Führung. Wieder sind es die Bären, dieses Mal Eric Blum, der für Haken auf die Strafbank muss und den Zürchern das nächste Überzahlspiel spendiert. Dieses Mal klappt es nicht, das Powerplay zu einem weiteren Führungstor umzumünzen. In der 35. Spielminute bekommen die Mutzen ihr erstes Powerplay-Spiel, da Künzle wegen übertriebener Härte abkühlen muss. Flüeler wird zur Schiessbudenfigur, er behält aber gekonnt die Übersicht. Beide Mannschaften wieder komplett und gleich darauf die nächste Angriffswelle der Lions. In der letzten Spielminute des zweiten Drittels wird es nochmals hektisch. Bärtschi übergibt an Nilsson. Der Schweden bedient den lauernden Ryan Shannon. Der Amerikaner trifft eiskalt zu seinem ersten Treffer nach 16 torlosen Spielen zum 3:1.

Zu viele Strafen
Auch in den letzten, entscheidenden 20 Minuten sind es die Berner, die gleich mal wieder durch Scherwey an Senteler mit einem Foul den Gastgebern ein Powerplay spendieren. Die Lions setzten sich im Berner-Drittel hartnäckig fest. Noch in der Überzahlsituation kommen die Gäste zum vermeintlichen Anschlusstreffer. Krueger kommt dem Z-Keeper nach Ritchies Schuss zu nahe, dass die Unparteiischen umgehend entscheiden, dass das Tor nicht zählt. Die Löwen kommen immer mehr unter Druck und Flüeler hat alle Hände voll zu tun. In er 47. Spielminute erneute Riesenchance für die Berner. Moser ergattert sich den Puck vor dem Tor, schiebt aber die Scheibe knapp vorbei. Einen solchen Lapsus darf sich auch ein Leader nicht erlauben. Hinter dem Tor checked der Kanadier Bud Holloway Trachsler an die Bande. Erneut kann der ZSC im Powerplay agieren. Die Hausherren installieren sich blitzschnell im Angriffsdrittel, doch die erste Möglichkeit zum 4:1 vergibt ausgerechnet Topscorer Wick. In der 49. Spielminute ist es Captain Plüss der alleine und ungehindert vor den Kasten von Flüeler auftaucht. Sein Enthusiasmus endet damit, dass er ohne Tor aber mit dem Goalie in den Kasten rauscht. Die Zeit läuft jetzt gegen die Gäste auch wenn sie viel Verkehr vor Flüeler generieren. Nach einem Stockschlag muss Blindenbacher auf die Strafbank. Für die Berner heisst es jetzt oder nie. Viel zu harmlos gehen die Mutzen ihr Überzahlspiel an, was zur Folge hat, dass die Löwen das Powerplay ungeschoren überstehen und nur noch drei Minuten Spielzeit auf der Tafel angezeigt wird. Lukas Flüeler ist heute für die Bären eine unüberbrückbare Wand. In den letzten Minuten scheitert Moser und auch Jobin. 76 Sekunden vor Schluss steht das Berner-Tor leer. Über 11’000 Zuschauern erheben sich und applaudieren den Hausherren bis zum endgültigen Schlusspfiff zu.
Nach 46 Runden führt der SC Bern trotzdem mit 93 Punkten vor den ZSC Lions mit 90 Punkten. Es folgt der EV Zug mit 86 und der HC Davos mit 84 Punkten vor Lugano mit 82, Genf-Servette mit 74, der HC Lausanne mit 68 und der EHC Biel mit abgeschlagenen 59 Punkten. Auf Platz 9 liegt Fribourg-Gottéeron mit 54 Punkten vor den Kloten Flyers mit 53 und Ambri-Piotta mit 51 Punkten. Das Saison-Dauer-Schlusslicht, die Rapperswil-Jona Lakers bringen es in der 46. Runde auf gerade mal 34 Punkte.

ZSC Lions – SC Bern 3:1 (0:1, 3:0, 0:0)
Hallenstadion Zürich-Oerlikon mit (11‘200 Zuschauern)
Tore:
1. Spielminute Simon Moser (Assists Holloway & Gragnani) 0:1
25. Spielminute Henik Tallinder 1:1
30. Spielminute R. Nilsson (Assists Shannon & Bergeron) 2:1 im PP
39. Spielminute Ryan Shannon (Assists Nilsson & Bärtschi) 3:1
Strafen:
2. SpielMin 2Min Jesse Joensuu wegen Cross-Check
5. SpielMin 2Min Thomas Rüfenacht Disziplinarstrafe
17. SpielMin 2Min Roman Wick wegen Cross-Check
17. SpielMin 2Min Ryan Keller für übertriebene Härte
17. SpielMin 2Min Thomas Rüfenacht für übertriebene Härte
17. SpielMin 2Min Jesse Joensuu ebenfalls für übertriebene Härte
28. SpielMin 2Min Simon Moser für Spielverzögerung
30. SpielMin 2Min Eric Blum für Haken
35. SpielMin 2Min Mike Künzle für übertriebene Härte
43. SpielMin 2Min Tristan Scherwey wegen Halten
48. SpielMin 2Min Bud Holloway für Bandencheck
55. SpielMin 2Min Severin Blindenbacher für Stockschlag
Mannschaftsaufstellung SC Bern:
Tor/Ersatztorhüter:
39 Marco Bührer & 1 Nolan Schäfer CAN/SUI
Linie 1:
29 Philippe Furrer, 72 David Jobin, 10 Tristan Schwerwey,
28 Martin Plüss, 11 Alain Berger
Linie 2:
58 Eric-Ray Blum, 2 Beat Gerber, 21 Simon Moser, 93 Byron Richie, 4 Bud Holloway CAN
Linie 3:
52 Marc-André Bragnani, 3 Justin Krueger DE/CAN,
81 Thomas Ruefenacht, 51 Ryan Gardner SUI/CAN,
15 Jesse Joensuu FIN
Linie 4:
14 Flurin Randegger, 9 Samuel Kreis, 23 Michael Loichat,
26 Marc Reichert, 89 Pascal Berger
Head Coach / Assist:
Guy Boucher & Lars Leuenberger
Bemerkungen/Abwesenheiten:
94 Christoph Bertschy ist verletzt, 40 Cloutier Keven CAN &
Chuck Kobasew CAN sind überzählig
Head/Linienschiedsrichter:
8 Stefan Eichmann, 43 Andreas Koch, 75 R. Bürgi & 23 B. Kovacs
Mannschaftsaufstellung ZSC Lions:
Tor/Ersatztorhüter:
30 Lukas Flüeler & 29 Luca Boltshauser
Linie 1:
22 Marc-André Bergeron CAN, 18 Daniel Schnyder,
27 Roman Wick, 17 Ryan Shannon USA, 73 Mike Künzle
Linie 2:
10 Henik Tallinder SWE, 4 Patrick Geerig, 19 Reto Schäppi,
12 Luca Cunti, 28 Ryan Keller CAN
Linie 3:
97 Jonas Siegenthaler, 5 Severin Blindenbacher, 9 Robert Nilsson SWE/CAN, 53 Morris Trachsler, 71 Partick Bärtschi
Linie 4:
26 Florian Schmucki, 24 Fredrik Sitje SUI/NOR, 98 Sven Senteler,
49 Dan Fritsche SUI/USA, 14 Chris Baltisberger
Head/Assist Coach:
Marc Crawford & Rob Cookson
Bermerkungen/Abwesenheiten:
1 Niklas Schlegel, 15 Matthias Seger, 39 Mark Bastl,
40 Jan Neuenschwander, 47 Derek Smith und Urban Leimbacher sind alle verletzt. 11 Andri Stoffel ist krank

Bilder: Claudia Zeller-Hintermann/zeller-fotos.ch
Reportage: A. Derungs