Sechseläuten nach Bassersdorfer-Art

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Bassersdorf, ein Dorf mit viel Witz und Ironie hat vor zehn Jahren das Secheläuten „neu“ erfunden. Mit viel Charme und „Augenzwinkern“ wird der Winter in die Sommer-Ferien geschickt.

Am 15. April 2013 fand zum zehnten Mal die wohl frechste Bassersdorfer Veranstaltung statt. Das Sechseläuten wurde mit Feuer und Feier wie in Zürich mit Böögg und Zünften nach „Bassersdorfer-Art“ zelebriert. Der Brauch des Winteraustreiben ist in Bassersdorf inzwischen zum „Must“ im Veranstaltungskalender der Gemeinde geworden. Der stattliche Böögg mit einem etwas kleineren Scheiterhaufen brauchte nur 11:24 Minuten gegenüber seinem grossen Bruder in der Stadt Zürich, der als langsamster Böögg seit 1988 35 Minuten und 11 Sekunden in die Analen eingehen wird.

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Die Idee entstand 2004 in einer Dreier-Wohngemeinschaft an der Bahnhofstrasse, wo nebst Christian Weiss auch sein Bruder Kusi und Reto Wegmann wohnten. In wenigen Minuten war die Jux-Veranstaltung in den Köpfen zu einer Vorstellung herangereift, dass ausser „pathologische Pyromanen, zahnlose Greisen und profilierungsneurotische Politiker“ allen Mitwirkenden und mehreren hundert Zuschauen ein Dorffest mit Kult-Charakter zugänglich gemacht werden soll. Spontan wurde von diesem Trio Freunde mobilisiert und den ersten Böögg 2004 auf dem Kreisel verbrannt. Die ersten „Aktiven“ wurden vor allem aus einem anderen typischen Dorfverein rekrutiert, dem Karnivorengrüppchen für Fleischliebhaber. Guerilliamässig wurde in der ersten Aktion mitten im Abendverkehr der Böögg auf dem Dorfkreisel in Brand gesteckt und alle sich auf der Durchfahrt befindenden Automobilisten wurden kurzerhand für Stunden auf den zuführenden Strassen parkiert. Die angestrebte Narrenfackel wurde den „Erfindern“ auch prompt verliehen. Später wurden Weiss und seine Kollegen von den Behörden offiziell verwarnt, unter anderem wegen „Unfugs“. Die ersten drei Male Bassersdorfer Sechseläuten wurde illegal durchgeführt und zogen Bussgelder nach sich.

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Zur 10. Austragung hin hat sich bereits die 10. Gruppierung mit prominenten Bassersdorfer, die Zunft „Zur schwarzen Null“ gebildet. Dahinter steht der gesamte Gemeinderat. Was beweist, dass sich in Bassersdorf Unfug und Politik nicht ausschliessen müssen. Doch auch die weiteren anwesenden Zünfte tragen ungewöhnliche Namen wie „Stumpfes Rüebli“, „Gestutzter Schluuch“ oder „Rostiger Anker“. Obwohl es den Anschein macht, dass Bassersdorf etwas anders tickt als ihre angrenzenden Gemeinden hat sich das Bassersdorfer Sechseläuten zu einem legalen Frührlings-Event gemausert. So wird der explosive Schneemann seit 2007 offiziell von den Behörden kontrolliert und unter den Augen einiger Feuerwehrmänner zum Abbrennen freigegeben.

 

Huldigung dem Riesen-Schüblig– die Bassersdorfer Fasnacht seit 1883

In Zürich wurde 1838 der erste Theatermaskenball organisiert neben den landläufigen traditionellen Winter-Geister-Vertreibungen wie Fasnachtsfeuer und Maskenlaufen feierten die Menschen in der Alpenregionen bunt, laut und zum Teil mit furchterregenden Masken oder rabiaten Gebräuchen die Zeit nach harten Winter und der noch folgenden Fastenzeit. Bereits 1883 wurde die Bassersdorfer Fasnacht in den Analen des Dorfes erwähnt. Das mittelalterliche „fastnacht“ bezieht sich aufs Fasten, den Abend vor der Fastenzeit. Seit dem 13. Jahrhundert übertrug sich der Begriff auf die Tage vom Schmutzigen Donnerstag bis zum Aschermittwoch. Früher genossen die Menschen in diesen Tagen vor dem absolut strengen Fasten das Leben und kostümierten oder maskierten sich 1955 wurde das heutige FAKOBA gegründet und seit 1956 wurde der Fasnachts-Umzug in der heutigen Form durchgeführt. Der schwarze Schüblig und die grün-rote „Schnudernase“ ist das „Emblem“ der FaKoBa-Jünger.

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Jedes Jahr das gleiche Bild – über zehntausend Fasnachtsüchtige und die närrischen Bassersdorfer feiern aber auch ohne Fasten wacker bis zum Dienstagmorgen um vier Uhr. Ob in Zelten der Vereine, den Beizen, in der Mösli-Turnhalle und im grossen Zelt des Fasnachtskomitees Bassersdorf, hinter jeder Ecke, in irgendeinem Gwändli findet sich ein Bazzilsmannli. Am grossen Umzug geschieht dann die Vereinigung zum Schaulaufen. 2013 wurden über 15’000 Menschen von einem gewaltigen Konfettiregen „überschwemmt“. Nebst Zürich und Urdorf zählt die Bassersdorfer Fasnacht zu den grösten, schönten und buntesten Narrentempel im Kanton Zürich.

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Reportage: Andrea Derungs
Bilder: D. Peter/Linsenreflektion.ch – Aerial Imaging und A. Derungs