Seit über 200 Jahren wird das Highland Cattle gezielt rein gezüchtet. 1993 eroberten die Schottischen Hochlandrinder auch die Schweiz. Im Vorfeld konnten die eher kleinen, sympathischen Rinder erst in Zoos oder Tierparks bestaunt werden. Vermutlich wurde vor 5000 Jahren aus dem Auerochsen und dem Urrind die ersten Schottischen Hochlandrinder „kreiert“. Nachweislich ist der Auerochse um die 1620 ausgerottet worden. Im Ursprungsland wurde 1824 der erste offizielle Highländerverband gegründet.
Die Rastas unter den Rinder
Auf immer mehr Weiden können auch in der Schweiz die struppigen Highland Cattel mit ihrem breiten Kopf und den bis zu 160 cm langen, mächtigen Hörner bestaunt werden. In der Rinder-Gemeinschaft trägt die „Dame“ stolz ihren grossen Kopfschmuck der nach oben gebogen ist. Bullen haben meist nur kurze Hörner die eher zu Mitte oder nach unten gebogen sind. Die älteste registrierte europäische Haus-Rinderrasse ist ebenfalls unter der Bezeichnung „Kyloe“ international bekannt geworden. Diese etwas kleinere Rasse „trägt“ meist schwarz. Ihr Ursprung stammt aus den nordwestlich gelegenen Inseln Schottlands. Das Fell der grösseren Rinder-Variante war eher rötlich und das Verbreitungsgebiet die abgelegenen Highlands. Heute gibt es nur noch eine Rasse.
Vierbeinige Naturschutzpfleger
Rund um das Neeracherried und dem Flughafengelände von Zürich-Kloten weiden kleinere, aber auch grosse, gemischte Herden mit Mutterkühen, Kälbern und Stieren friedlich zusammen. Ihr knuffiges Aussehen verdanken sie ihrem zottigen und krausen Haarkleid und ihren oft verwuschelten Fransenfrisuren in verschiedenen Farben von rot, gelb, weiss, grau bis schwarz oder gestromt sind sie einfach zum Verlieben. Das grobe Deckhaar schütz das wollige Unterhaar vor Regen, Schnee aber auch von der Sonne. Seit Jahrhunderten prägte Kälte, Nässe und karges Futterangebot im Heimatland diese robuste Rinder-Rasse. Die Vierbeinigen Immigranten haben auch in der Schweiz die Aufgabe Grenzertragsböden zu „Pflegen“ oder die Verbuschung oder Verwaldung zur Verhinderung. Immer mehr Bauern lassen maschinell und rationell nicht zu bewirtschaftendes Grünland von den Rindern beweiden. Da diese Herden oft keinen Stall in der Nähe haben ist es wichtig, dass die Kühe über einen ausgeprägten Mutterinstinkt verfügen sowie problemlos und selbständig ihren Nachwuchs zur Welt bringen können.
Von der Vergangenheit in die Gegenwart
Früher wurden diese robusten Hausrinder zur Milch-, Fleisch- und Fellproduzenten gehalten aber auch mal als Zugtiere vor Wagen und Pflug gespannt. Aus ihrem ausgekämmten, langen Haar entstanden Strickwaren, Polsterungen und Filze. Auch heute noch werden aus den Hörnern Kämme, Becher, Besteck oder Eierbecher hergestellt. Das original Highland Beef wird als gesundes und einzigartiges Bio-Fleisch angeboten, dass sich auch für den Laien deutlich von den üblich intensiv gefütterten Mastrinder unterscheidet. Durch die magere „Diätkost“ wachsen die Jungtiere langsam heran. Daher werden die Fleischerzeugnisse besonders fein und schmackhaft. Gegenüber ihrer „normalen“ Rinder-Konkurrenz oder dem Schweinefleisch haben die Highländer einen höheren Eiweiss- dafür einen geringeren Fettgehalt. Seriöse Züchter haben sich einen Ehrenkodex der Highland Cattle Society verpflichtet, die unter anderem, auf Verabreichung von Kraftfutter verzichtet. Die künstliche Befruchtung durch den Tierarzt ist verpönt, Die Tiere sollen sich noch auf natürlicher Art Verpaaren können.
Genügsame Kumpels
In grossen Teilen Schottlands findet man auf den für Schweizer Verhältnisse, riesigen Weiden ganze tierische Wohngemeinschaften. Oft werden die Rinder mit Schafen oder Pferden gehalten. Auch immer mehr Exoten leben auf dem Grünland, wie Alpakas oder Vikunjas, die ebenfalls mit dem kargen Futterangebot problemlos auskommen. In der Nähe der Menschen bevölkern oft Esel, Gänse, Enten und anderes Federvieh die mit Steinwällen umzäunten Weiden. Das friedliche Miteinander lässt vor allem die Kälber vorsichtig und zurückhaltend dem Menschen gegenüber für uns ungewohnt auffallen. Wer mit Leckerli und gutem Zureden die Kälbchen anlocken will, wird ebenfalls nur äusserst begrenzt Erfolg haben. Eines der Muttertier geht voran, checkt die Lage und sondiert die ganze Situation aus. Die Jungtiere und die restliche Herde bleibt aus sicherer Distanz stehen, beobachtet das Ganze erstmal aus der Ferne, bevor die Neugier die Fluchtdistanz erheblich verringert. In den Highlands sind die Cattels auch sehr häufig an Strassenränder freilaufend zu beobachten. Ihr Interesse an den Menschen ist äusserst gering. Sollte allerdings der Zweibeiner den Fehler begehen und sich zwischen Muttertier und ihr Kalb „verirren“, wird die Kuh Sprichwörtlich zur „Löwenmutter“, was für den Menschen unangenehm ausgehen kann, wenn er sich nicht umgehend aus der „Schusslinie“ nimmt, was bei domestizierten Haustieren sowie Windtieren gilt und jedermann eigentlich wissen sollte.
Bilder: N. Resch & A. Derungs