Libor Podmol verhindert französisches Tipple und der erst 14-jährige Luc Ackermann siegt souverän im Hochsprung.
Nur Fliegen ist schöner
Mit seinem zweiten Sieg in der laufenden Freestyle Motocross WM krönte Libor Podmol seine herausragende Leistung am zweiten Tag der NIGHT of the JUMPs in Basel. Vor ausverkaufter Kulisse in der St. Jakobshalle Basel hämmerte der Tscheche einen perfekten Finalrun in den Dirt. Nach sechs Läufen der FIM Freestyle MX World Championship meldet sich der Weltmeister von 2010 damit im Titelkampf zurück.
Für den Erfolg musste Podmol aber wahrlich alles an Tricks herausholen, was er in seinem Repertoire hat. Sogar den Underflip Indy musste er nach langer Pause wieder einbauen, um die französische FMX Armada um Remi Bizouard, David Rinaldo und Brice Izzo zu bezwingen. Die lagen vor dem finalen Lauf von Podmol auf den ersten drei Plätzen, angeführt von Bizouard. Der zeigte einen sicheren Lauf inklusive seinem Ruler Flip, aber ohne 360. Somit sahen die Judges ihn auf dem zweiten Rang.
Nach fünf Jahren schaffte es Martin Koren (CZE) mal wieder in ein NIGHT of the JUMPs Finale. Er lieferte sich einen atemberaubenden Zweikampf mit Hannes Ackermann, der in 2012 schon zum dritten Mal in die Endrunde flog. Am Ende lag Koren hauchdünn vor dem Deutschen. Im französischen Duell um den dritten Platz konnte sich David Rinaldo gegen Brice Izzo durchsetzen. Ohne Fehler und mit vielen Variationen hatte er die Nase vorn.
Mit dem Triumph reduzierte Libor Podmol den Abstand zu Bizouard auf 12 Punkte. Der führt die Gesamtwertung mit 114 Zählern an. Auf der dritten Position folgt Brice Izzo.
Die absolute Sensation gab es dann im Maxxis Highest Air Wettbewerb. Hier schlug der erst 14-jährige Luc Ackermann die komplette Weltelite im Hochsprung um Massimo Bianconcini, Ivan Zucconi und Lukas Weis. Von den Schweizer Zuschauern frenetisch angefeuert, sprang Luc mit 8.0 Metern persönliche Bestleistung. Sein Landsmann Lukas Weis riss die Latte bei 7.8 Metern. Beim Italiener Massimo Bianconcini war es bereits bei 7.4 Meter fertig. Der unangefochtene Weltrekord beim Hochsprung wurde von Alastair Sayer mit über 11.0 Meter sehr hoch gesteck.
Resultate Overall FIM Freestyle MX World Championship
Rang Fahrer Nat Bike WR Punkte
1. Libor Podmol CZE Yamaha 20.0
2. Remi Bizourard FRA Honda 18.0
3. David Rinaldo FRA Yamaha 16.0
4. Brice Izzo FRA Yamaha 14.0
5. Martin Koren CZE KTM 12.0
6. Hannes Ackermann GER KTM 10.0
7. Gabriel Villegas CHL KTM 9.0
8. Ivan Zuchoni ITA KTM 8.0
9. Massimo Bianconcini ITA KTM 7.0
10. Lukas Weis GER Suzuki 6.0
11. Aleksey Koleshnikov RUS Yamaha 5.0
Die Erfolgstory NIGHT of the JUMPs wurde erwachsen
In der Riesa Arena 2001 war die Geburtsstunde von NIGHT of the JUMPs. Innerhalb von 12 Jahren hat sich die Serie zur extremsten Freestyle Motocross-Tour und weltweit zu dem sportlichen Mass aller Dinge im FMX gemausert. Seit 2006 werden die offiziellen Weltmeisterschaften der FIM (Fédération International de Motocyclisme), der Europameister der UEM (Union Européen de Motocyclisme) innerhalb der NIGHT of the JUMPs ermittelt. Der Schweizer Mathieu Rebeaud wurde so der erste offizielle Weltmeister, gefolgt von Ailo Gaup 2007 und Remi Bizouard 2008 und 2009.
Das ABC der Tricks
STRIPPER: Beim Stripper streckt der Fahrer ein Bein durch die Arme nach vorne (Hände bleiben am Lenker). Der andere Fuss drückt mit dem Spann gegen den Lenker.
TSUNAMI: Handstand auf dem Lenker des Bikes, das dabei senkrecht in der Luft steht. Variationen als Scorpion oder Indian Air.
LAZYBOY: Der Fahrer legt sich mit dem Rücken auf den Sitz, streckt die Arme nach hinten und die Beine nach vorne.
FLINSTONE: Der Fahrer „läuft“ neben den Bike in der Luft einige Schritte und hat dabei kein Körperteil an der Maschiene.
ROCK SOLID: Aus der Double Seatgrab Position lässt der Fahrer das Bike los und fliegt mit ausgestreckten Armen hinterher.
SEATGRAB: Der Fahrer greift mit einer (Onehand) oder beiden Händen (Doublegrab) in die Grabholes an der Sitzbank und fliegt mit gestreckten Beinen dem Bike hinterher. Variation: Indian Air und Lookback.
CLIFFHANGER: Der Fahrer hat die Füsse unter dem Lenkergriffen und streckt den ganzen Körper und die Arme senkrecht in die Luft. Variation: nohand Landings
DEADBODY: Der Fahrer streckt beide Beine zwischen den Armen nach vorne. Der Körper ist gestreckt und parallel zum Bike. Es sieht aus, als würde er „tot“ in der Luft liege.
HARTATTACK: Der Fahrer hat eine Hand am Lenker und eine am Sitzgriff. Die Füsse werden nach hinten in die Luft gestreckt oder bei der Indian-Air-Variation seitlich in der Luft gespreizt.
CORDOVA: Beim Cordova drückt der Fahrer beide Füsse mit dem Spann gegen die Lenkerplatte (Hände bleiben am Lenker). Variation: Cordova Seatgrab.
KISS OF DEATH: Der Fahrer macht einen Kopfstand auf dem Lenker. Er hält dabei das Bike senkrecht, zieht die Maschine zum Kopf und „küsst“ das Schutzblech des Vorderrades.
WHIP: Beim Whip wird das Motorrad in der Luft zur Seite gedreht, so das sie quer zur Flugrichtung steht. Variationen sind Turndown Whip, Heelclicker Whip oder Killer Whip.
9’OCLOCK: Beim 9-O-Clock Trick hält der Fahrer die Maschine am Lenkrad fest und dreht sie seitlich weg. Fahrer und Motorrad stehen wie die Uhrzeiger auf neun Uhr.
BACKFLIP: Ein kompletter Rückwärtssalto mit dem Motorrad. Galt lange Zeit als undenkbar. Mittlerweile springen die Fahrer Flips mit vielen Kombinationen.
HEELCLICKER FLIP: Beim Clicker Flip schlägt der Fahrer bei der Backflip-Rotation die Hacken vor dem Lenker zusammen (Heelclicker)
SUPERMAN FLIP: Beim Superflip macht der Fahrer während der Backflip-Rotation eine „Superman“.
NacNac FLIP: Beim NacNac Backflip streckt der Fahrer bei der Rotation den Fuss nach hinten über die Sitzbank.
CLIFFHANGER FLIP: Beim Backflip klemmt der Fahrer die Füsse unter den Lenker und streckt sich zum Boden (Cliffhanger).
CORDOVA FLIP: Beim Cordova Flip presst der Fahrer in der Rotation beide Füsse gegen die Lenkstangeund drückt das Becken nach vorne.
SEATGRAB FLIP: In der Rotation greift der Fahrer in der Superman-Position mit der einer Hand an den Sitz. Die andere Hand bleibt am Lenker.
Von Nichts kommt nichts
Jeder Wettbewerb der NIGHT of the JUMPs ist eine logistische Meisterleistung, sowohl in der Vorbereitung, als auch im Nachgang. Innerhalb von nur 12 Stunden müssen die grossen Multifunktionshallen für die Veranstaltung vorbereitet werden. Unmittelbar nach dem Event wird die Halle zum Teil in nur acht Stunden wieder komplett gereinigt verlassen. Um dies zu gewährleisten, hat sich ein eingespieltes 25 köpfiges Logistikteam darauf spezialisiert, jede NIGHT of the JUMPs aufzubauen. Zunächst wird der Boden in den Arenen komplett mit Folie ausgelegt. Auf diese Folie kommt eine spezielle Abdeckung, die auf drei Jumbo Trailern angeliefert wird. Insgesamt werden bis zu 2’500 Platten verlegt, wobei jede einzelne 32 Kg wiegt. Anschliessend fahren Sattelschlepper ca. 1.8 Tonnen Sand bzw. Lehm (Dirt) in die Arena. Diese Menge entspricht 70 Sattelzügen oder 1’200 Baggerschaufeln bzw. 36’000 Schubkarren oder 720’000 Schaufeln. Zwei Baggerfahrer präparieren die zwei bis drei Landehügel, von denen jeder eine Höhe von ca. 4,5 Metern hat. Parallel hängen die Licht- und Tontechniker bis zu 300 Lampen in die 120 Meter langen Traversen und verlegen ca. 15 Km Kabel für Licht, Ton und das Judgingsystem. Währenddessen baut die Bodencrew bis zu fünf Absprungrampen und die Bühne auf, in denen Mitte sich ein Fahrerstuhl für den HotSeat befindet. Unterdessen wird im Backstagenereich das Fahrerlager sowie das Crewcatering aufgebaut, um die bis zu 180 Personen (Crew, Helfer, Fahrer ect.) zu versorgen. Mechaniker präparieren die Motorräder, damit für die Freestyle-Sportler pünktlich am frühen Morgen alles für das erste Training bereit steht. Sobald in der Arena alles aufgebaut und angeschlossen ist, leuchten die Lichttechniker in der Nacht ein und programmieren die Lampen für die Lichtshow und die Hot Seat Entscheidung. Unmittelbar nach dem Training kommen die Pyrotechniker in die Halle, um die letzten Kabel für die Pyroshow zu legen und die gesamte Pyrotechnik sicher zu positionieren.
Tour 2012 / 2013
28. April 2012 München / GER Olympiahalle München
12. Mai 2012 Mannheim / GER SAP Arena
15. – 16. Juni 2012 Togliatti / RUA Stadion Anatolia Stepanova
15. – 16. September 12 Guangzhou / CHN tba.
22. September 2012 Barcelona / ESP La Monumental
28. – 29. September 12 Prag / CZE O2 arena Prague
6. Oktober 2012 Köln / GER LANXESS arena
27. Oktober 2012 Riga / LAT Arena Riga
10. – 11. November 12 Danzig / POL ERGO Arena
15. Dezember 2012 Sofia / BUL Arena Armeec Sofia
8. – 9. März 2013 Berlin / GER O2 World Berlin
3. – 4. Mai 2013 Basel / SUI St. Jakobs Halle Basel
Reportage: NIGHT of the JUMPs Press-Office, Berlinièros PR, Oliver Franke / Andrea Derungs
Bilder: D. Peter/Linsenreflektion.ch / Andrea Derungs