Frühlingserwachen im Zolli

Im Stadtquartier Basel-Bachletten am Flüsschen Birsig liegt der älteste Zoo der Schweiz, der Zoo Basel oder auch Zolli. Er wurde 1874 als zoologischer Garten für einheimische, europäische und Alpentiere ausgelegt.

Viel Zeit für Veränderungen
Auf dem 13 Hektar gossen Gelände in Basel sind in den letzten 143 Jahren immer mehr exotische Tiere zu bestaunen.


Das weltweit bekannte Panzernashorn-Zuchtprogramm startete 1956. Inzwischen sind 34 „Nashörnchen“ im Zolli auf die Welt gekommen. In Basel ist das europäische und das internationale Zuchtbuch für Panzernashörner zu Hause. Zur Zeit leben 71 dieser stark bedroht Riesen in zoologischen Gärten in Europa. Auf dem heimischen, Indischen Subkontinent, gibt es nur noch 3400 bis 3500 Exemplare. Um die erfolgreiche Nachzucht weiter zu führen wurde Ende März 2016 das 16-jährige Weibchen Saar aus dem niederländichen Zoo Amersfoort nach Basel gebracht. Sie wurde in Stuttgard geboren und kam mit zwei Jahren in den Zoo von Madrid. Als Vierjährige Zuchtkuh reiste sie dann weiter nach Amersfoort wo sie 2011 ein weibliches Jungtier erfolgreich aufzog. Nach einer fünfmonatigen Eingewöhnungsphase im Zoo Basel fühlte sich die ruhige und umgängliche Panzernashorn-Dame wie zu Hause. Anfangs schienen sich die beiden wuchtigen Damen gut riechen zu können, allerdings hat sich nach der Geburt von Orys die Situation der beiden Schwergewichte verschärft. Die 24-jährige Quetta brachte Mitte Januar 2017 nach 492 Tagen Tragzeit ihr viertes „Nashörnchen“ zur Welt. Der 23-jährige Jaffna ist der Vater diese bei der Geburt 68 Kilogramm schweren Bullen-Kalbs. Kurz vor Mitternacht „erledigte“ die souveräne Mutter die Geburt in 13 Minuten. Von Quetta sauber geleckt, stand das Neugeborene nach einer guten Stunde noch etwas wackelig auf seinen Beinchen. Nach viereinhalbstündigem Suchen hatte Orys die Zitzen seiner Mutter gefunden, wo er jetzt jeden Tag zwei Kilo zunehmen soll. Bis er das stolze Gewicht von seiner Mutter mit 1940 Kilo erreicht, werden noch einige Frühlinge ins Land ziehen. Jetzt hoffen alle auf einen Spielgefährten von Saar.


Onong – der Hübsche

Ein Name der perfekt passt!
Über die „Lunch-Time“ brachte die 6-jährige Kordofan-Giraffen-Stute Sophie ihr zweites Kalb im 1910 eröffnete Antilopenhaus im stehen zur Welt. Mit Onong, seinem Vater, dem 8-jährigen Xamburu lebt noch die ebenfalls 8-jährige Kianga und ihr Kalb Makalo, der Ende Juli 2015 zur Welt kam, auf der Anlage. Kordofan-Giraffen gelten in der Wildbahn als gefährdet. Die in Tschad, Nigeria und Kamerun beheimateten Langhälse sind in freier Wildbahn auf nur noch rund 2000 Tiere geschrumpft.

Die Royals bitten zur Audienz
Vorborgen vor zu vielen neugierigen Blicken kamen die beiden Weibchen Nyoma und Nikisha am 9. Dezember 2016 zur Welt.


Die Löwen-Zwillingen-Schwestern werden von Mutter Okoa und Vater Mbali versorgt. Die zweite Löwin Uma darf sich an der Aufzucht beteiligen. Ihr Nachwuchs hat leider nicht überlebt. Okoa und Uma haben im Zolli letztmals 2015 für Nachwuchs gesorgt. Diese Drillinge wurden inzwischen an andere Zoologische Gärten im Ausland zum Erhaltungszuchtprogramm abgegeben. Die Papas Lieblinge dürfen vorerst für etwas mehr als ein Jahr in der Löwen-Gruppe bleiben. Es wäre auch zu schade, diese Familien-Idylle jetzt schon auseinander zu reissen.


Neues Streifenpferdchen

Während der Adventszeit, am 16. Dezember 2016 wurde das Zebrafohlen Niara geboren. Das Stutfohlen trägt einen bedeutenden Namen. Niara bedeutet „zu etwas Grossem bestimmt“. Die 5-jährige Jua bekam ihr erstes Jungtier. Nach kleinen Startschwierigkeiten raufte sich die beiden zusammen. Die unerfahrene, junge Mutter war wohl am Bauch sehr kitzlig. Hunger und Einfallreichtum belohnten Niara, als sie erlickte, dass die Milchbar auch von hinten zugänglich ist. Der Vater der kleinen Zebra-Stute lebt ebenfalls in der Herde. Der 7-jährige Tibor interessierte sich allerdings mehr für die frischgebackene Mutter, die zwei Wochen nach der Geburt erneut Aufnahmewillig ist, als am neuen Herdenzuwachs. Zum herumtollen hat Niara den sechsmonatigen Nyati mit seiner 3-jährigen Mutter Lazima. Die 12-jährige Chambura ist die Mutter von Jua und die Grossmutter von Niara. Mit den Straussen teilen sich die Zebras das Gehege.

Zottelige Riesen
Dank der Gründung des Yellowstone-Nationalparks im
US-Bundesstaat Wyoming im Jahr 1872 wurden die Bisons vor dem Aussterben gerettet. Seit 1922 stehen die Tiere unter Schutz. Derzeit beträgt der Bestand gemäss Mitteilung rund 15’000 Tiere. Im Mai 2016 unterzeichnete US-Präsident Barack Obama den National Bison Legacy Act. Damit wurde der Bison neben dem Weisskopfseeadler zum zweiten Nationaltier der USA.


Im kleinen Basler Zoo sind vom Zürcher Bison-Stier gleich mehrere Jungtiere im Mai 2016 geboren worden. Die Bison-Teenager leben in einer Gruppe von Muttertieren die etwa 550 bis 750 Kilo auf die Waage bringen. Der mächtige Bison-Buller, mit seinem prachtvollen Fellbehang wiegt an die 1000 Kilogramm. Das Nordamerikanische Urrind wurde von Europäischen Einwanderer exzessive Bejagt. Millionen Tiere mussten erst abgeschlachtet werden, bevor sie unter Schutz gestellt wurden. Unser Europäischer Bison-Verwandte ist das Wisent.

Reger Flugverkehr über dem Zolli
Pünktlich mit dem Wetterwechsel sind die Störche aus ihren „Winterferien“ im Süden zurückgekehrt. Eifrig sind sie mit der Suche nach Nistmaterial beschäftigt, und von den höchsten Bäumen schallt ihr Klappern durch den Zoo Basel. Ein Storch nach dem anderen fliegt zurzeit im Zoo Basel ein. Zuerst kommen jene Störche, die den Winter in der Nähe verbracht haben, denn nicht alle ziehen in den Süden. Aber wie Lennys Beispiel zeigt, sind sicher auch die ersten Störche aus den Überwinterungsgebieten im Süden zurück, und täglich werden es mehr. Einige Paare haben sich bereits gefunden und einen Horst besetzt. Das warme Wetter beflügelt sie regelecht und jedes Ästchen wird emsig eingesammelt, um es im Nest zu verbauen.

Lenny ist zurück
Auch der mit einem Sender versehene Storch Lenny ist wieder da und hat mit dem Nestbau begonnen. Der mit einem Satellitensender ausgerüstete Weissstorch ist am Montag, den 20. Februar 2017 im Zoo Basel eingetroffen. Anfang Februar machte sich Lenny von Südspanien auf den Weg nach Basel. Die weite Reise hat er in drei Wochen hinter sich gebracht und wohlbehalten überstanden. Kaum im Zoo Basel angekommen, begann er mit seinen Konkurrenten um einen Horst in der Nähe des Entenweihers zu streiten. So wie es aussieht, hat er auch bereits eine Partnerin gefunden. Lenny hat in der Vergangenheit bereits erfolgreich Junge aufgezogen.

Fliegen für die Forschung
Lenny fliegt, wie bereits mehrere Zolli-Störche vor ihm, mit einem Satellitensender durch die Gegend. Dieser ist als winziger „Rucksack“ auf dem Rücken befestigt. Die Reise der besenderten Störche von Basel in den Süden und zurück kann so mitverfolgt werden. Die Zolli-Störche haben sogar eine eigene Facebook-Seite. www.facebook.com/zoobasel.amelios
Auf der Amelios-Seite (benannt nach dem ersten, vor sechs Jahren besenderten Storch) berichtet der Zoo Basel über die weiten Reisen der Flugkünstler. Die Gesellschaft „Storch Schweiz“ möchte mit Hilfe der Satelliten-Sender das veränderte Zugverhalten der Weissstörche analysieren. Viele ziehen nicht mehr zum Überwintern nach Westafrika, sondern beenden ihren Herbstflug bereits in Spanien. Dort finden sie den Winter über Nahrung in Reisfeldern, vor allem aber auf Mülldeponien. Die Gefahr sich zu verletzen oder zu vergiften ist leider gross. Dies sollte sich aber in naher Zukunft ändern. Mit den EU-Richtlinien sollte sich der organische Müll in den nächsten Jahren auf den Mülldeponien erheblich reduzieren. Das bedeutet zum Beispiel, dass Essensreste in Zukunft kompostiert oder verbrannt werden. Wie dies das Zugverhalten der Störche beeinflussen wird, ist noch unklar.

Wechselvolle Geschichte
In Basel gehören die in der Luft kreisenden Störche heute – wie im vorletzten Jahrhundert – fast wieder zum Alltag. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass dies noch nicht lange so ist. Im Zolli werden seit seiner Gründung im Jahr 1874 Störche gepflegt. Damals ahnte noch niemand, dass der populäre Vogel in der Schweiz eines Tages aussterben würde. Die vielen Störche, die heute in der Schweiz brüten, gehen auf das Wiederansiedlungsprojekt von 1950 zurück. Die sogenannten „Projektstörche“ hinderte man daran, im Spätsommer gegen Süden zu fliegen, um sie nicht auf dem gefährlichen Weg zu verlieren. Stattdessen wurden sie zur Nachzucht eingesetzt. Heute werden keine Vögel mehr am Zug gehindert und ihr Bestand nimmt zu.
Quelle: zoobasel.ch