Frühlingserwachen im Aarauer Schachen

Am Sonntag fand das erste von insgesamt vier Pferderennen der Saison 2015 in der parkähnlichen Anlage am Aareufer statt. Das als schönste Pferderennbahn der Schweiz geltende Areal hat schon den Fürsten von Monaco nach Aarau gelockt.

Trotz schlechter Wetterprognose kamen an die 10‘000 Besucher an den ersten Rennsonntag im Schachen. Der Auftakt machten zwei Ponyrennen für den Pferderennsportnachwuchs. Danach folgten acht Rennen in unterschiedlichen Disziplinen wie Trab-, Flach-, oder Hürdenrennen im Halbstundentackt. Im Führring wurden alle vierbeinigen Athleten von einem Speaker vorgestellt, damit das Wetten spannender wurde. Schon ab einem Franken war man dabei.

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Das erste Rennen war ein Internationales Trabrennen für 4- bis 8-jährige Pferde über 2525 m. Acht der 14 Trabergespanne konnten aus dem ersten Band starten. Die Favoriten Pipilo Jet, ein 6-jähriger brauner Wallach mit der Startnummer 3, Un Indien, der 7-jährige Fuchswallach mit der 4 und die 5-jährige Stute Timoa (DP) starteten neben der 1 Vif d’Emeraude und der 2 Victoire Chouan aus dem zweiten Band mit 2550 m. Bereits in der ersten Kurve begannen die Positionskämpfe um eine günstige Ausgangslage. Die aus dem zweiten Band gestarteten Gespanne haben die erste Gruppe schnell eingeholt. Auf der Zielgeraden war es der Aussenseiter Amour d’Eté mit Simone Theureau in den Leinen, der das heranbrausende Feld anführte. Mit vier Längen Vorsprung sicherte sich der 5-jährige Wallach souverän den Sieg. Mit der Startnummer 3 folgte der erste Favorit Pipilo Jet knapp vor dem 4-jährigen Wallach Beluga Lake mit Marc-André Bovay im Sulky. Philippe Besson steuerte die 6-jährige Stute Victoire Chouan auf den vierten Rang vor dem 8-jährigen Rappenwallach Télino de l’Abbaye. Die Schweizer Debütantin im Feld, die 7-jährige Stute Première de Mai fuhr mit ihrem sechsten Rang gerade noch ins Geld. Der Favorit Un Indien, wie auch Vif d’Emeraude und Eva Greenwood konnten wegen falscher Gangart nicht gewertet werden.

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Das erste Flachrennen des Tages über 2600 m konnte jedes der acht Pferde gewinnen. Als Handicap-Rennen ausgeschrieben trugen die Pferde sehr unterschiedliche „Lasten“. Der 4-jährige Fuchswallach Nevada hatte als Favorit das höchste Gewicht mit 61,5 kg zu tragen. Der ebenfalls 4-jährige Fuchswallach Strade Kirk und Fidibus gingen mit 60,5 kg an den Start. Mit der Startnummer 8 hatte die 7-jährige Fuchsstute L’Hexagone unter Sibylle Vogt mit 52 Kg am wenigsten Gewicht auf dem Rücken.
Strade Kirk und Kenmay lieferten sich ein Einlaufkrimi. Der Favorit setzte sich unter Silvia Casanova im Handicap-3 über 2600 Meter auf den letzten Metern durch. Der Fuchswallach bescherte seinem Trainer Miroslav Weiss den erstren Sieg des Tages. Nach Kenmay mit Xenja Kisling 53,5 kg folgte mit über einer Länge Rückstand der 4-jährige Rappenwallach Poultrenn Lambader unter Nicolas Guilbert mit 56 kg und Fidibus mit Tim Bürgin 60,5 kg im Sattel. Der Favorit Nevan hatte bereits 2 ½ Längen Rückstand vor L’Hexagone, Harry the Eagle und River.

Der Kleinste hat es allen gezeigt
Am höchstdotierten Rennen des Tages, am Preis Aargauer Gewerbetreibende Mai-Preis, ein Trabrennen über 2525 m wurde Meister Padolin stark gewettet. Auch zu den Favoriten gehörte der siebenjähriger Wallach des Stalles Allegra Rebus der von seinem Trainer Marcel Humbert gefahren wurde. Mit einem Stockmass von 1,58 Meter ist er der „Kleinste“ im Feld. Mit seinem Startvorteil aus dem ersten Band von 25 m übernahm Rebus sogleich die Führung. Styx und Quel Instant wirbelten aus dem zweiten Band heran und bezogen die Plätze hinter dem an der Spitze laufenden Rebus. Kurze Zeit später tauchte auch Favorit Padolin in der Spitzengruppe auf. Nahezu unverändert in der Reihenfolge verliefen die folgenden anderthalb Runden. Zu Beginn der Zielgeraden wuchs die Aufgabe den immer noch souverän führenden Rebus an der Spitze abzulösen. Doch Rebus konnte noch einmal einen Zahn zulegen und ertrabte sich so einen Start-Ziel-Sieg mit überlegenem Abstand von fünf Längen. Hinter dem Sieger lief Aussenseiter Sniper de Chenu, doch plötzlich aus dem Nichts flog Podium du Rib ganz ausseen aus vorbei und schnappte sich kurz vor dem Zielpfosten den Ehrenplatz. Vierter wurde Styx vor dem Favoriten Padolin und Quel Instant. Patricia Felber mit ihrem Favoriten Négotians d’Ortige wurde nicht gewertet.

Routiniers gegen Neulinge
Beim Hürdenrennen über 3200 m stand für die Wettfreudigen eine prickelnde Herausforderung an. Trainer Andreas Schärer brachte gleich drei Hindernis-Neulinge an den Start. Als Routiniers und Favoriten sind der 6-jährige Schorno-Schimmelwallach Gaelic Space mit Julien Lemée 67 kg sowie der 8-jährige Schimmelwallach Circus Newton unter der Amateurreiterin Celina Weber 66 kg die zu schlagenen Besen-Oldies. Unmittelbar nach dem Start übernahm der 7-jährige Schimmelwallach Sano di Pietro unter Jonathan Viard 65 kg die Spitze vor der erst 4-jährigen Stute Proportion Divine unter Chantal Zollet 60 kg und der ebenfalls 4-jährigen Stute Miss du Jura unter Aurélien Rousse 60 kg. Wie auf einer Perlenschnur aufgezogen folgten der 6-jährige Gaelic Space, der 6-Jährige Inländer-Fuchswallach Fundao mit Silvia Casanova 63 kg, die 5-jährige Inländer-Fuchsstute Crapera mit Raphael Lingg 63,5 kg und Newton Circus. An dieser Reihenfolge änderte sich lange nichts. Im Schlussbogen lösten sich das Schärer-Trio und Gaelic Space etwas. Die Hinderniss-Neulinge präsentierten sich ausgezeichnet und sorgten für einen Dreifachsieg ihres Trainers. Das Besitzer-Ehepaar Kräuliger hatten über den Start-Ziel-Sieg von Sano di Pietro und dem Zweitplatzierten Fundao allen Grund sich über die Leistung ihrer Schützlinge zu freuen. Miss du Jura wurde Dritte vor Gaelic Space und Crapera. Proportion Divi und Newton Circus bildeten das Schlusslicht.

Aarauer Stuten-Cup Trabrennen 2525 m 4-8-jährige Stuten
In diesem Neunerfeld trafen viele sich in guter Form stehenden Konkurrentinnen aufeinander. Die 10-jährige Inländer-Stute mit Besitzerin, Trainerin und Fahrerin Manuela Scheidegger wird wie die ebenfalls 10-jährige Inländer-Stute Racing Fox mit André Humbert im Sulky und die 7-jährige Inländer-Fuchs-Stute Une du Martza als Favoritin gehandelt. Die Gespanne mit den Nummern 2-6 durften aus dem ersten Band lospreschen. Doch es ist die erst 4-jährige Inländerin Bella Vita die an der Spitze lange führt. Erst im Schlussbogen wurde sie von der Favoritin Racing Fox überholt. Doch die flinke und Siegeswillige Bella Vita kämpfte sich auf der Zielgeraden wieder heran und gewann den Stuten-Cup sicher. Ein emotionaler Sieg für Barbara Aebischer. Sie hatte im ersten Tarbrennen mit Podium du Rib den zweiten Platz ertrabt. Der Sieg mit Bella Vita war Barbara Aebischers Vater, dem vor einigem Jahren verstorbenen Erhard Schneider gewidmet.

Der Oldie zeigt wie es geht
Nur gerade sechs Pferde gingen zum Jagdrennen auf der leichte Bahn über 3600 m an den Start. Beim Jagdrennen werden die Gewichte nach Alter und Gewinnsummen bestimmt. 4-jährige Pferde müssen mindestens 63 kg, 6-jährige 67 kg und ältere Pferde mindestens 68 kg tragen. Zusätzlich Aufgewicht erhalten jene die seit dem 1.3.2014 in summa gewonnenen Betrag von 3‘000 Fr. 1 kg mehr. So trug der 7-jährige Fuchswallach Assumed Identity mit Jonathan Viard mit 70 kg das höchste Gewicht. Der zweite Favorit, der 6-jährige Schimmel-Wallach Shannon Royal mit Silvia Casanova hatte mit 68 Kg das zweithöchste Gewicht zugeteilt bekommen. Als einzige Stute ging die junge 5-jährige Nulera mit Claudia Koller mit „nur“ 63,5 kg als dritte Favoritin an den Start. Mit 11 Jahren ist Saint Leonard unter Aurélien Rousse der Oldie im Feld. Der Andreas Schärer-Schützling hatte rund zwei Jahre Pause.
Erneut waren es die drei Schärer-Pferde die auch im 3600 Meter -Steeple das Tempo bestimmten. An vorderster Front galoppierte Saint Leonard vom Start weg mit einer beeindruckenden Start-Ziel-Sieg Manier. Der 11-jährige Wallach präsentierte sich wie in seine besten Zeiten. Mit seinem Reiter Aurélien Rousse absolvierte er seine Runden und lies keinem seiner fünf Konkurrenten nur den Hauch einer Chance. «Wir wussten, dass er bereit ist für dieses Rennen. Es ist ja nicht so, dass er plötzlich wieder rennt. Er ist jetzt schon eine Weile wieder im Training und zeigte uns, dass er keine Schmerzen hat und wieder voll da ist. Er machte seine Sache gut und liess nie jemanden vorbei. Immer wieder zog er problemlos an», so der stolze Besitzer Eugen Kessler. Bei seinem nun 16 CH-Hindernisstart gewann Saint Leonard zum zehnten Mal. Sechsmal war er dabei auf dem Schachen erfolgreich.
Mit erst sechs Länge Rückstand kam der favorisierter Shannon Royal mit Silvia Casanova als Zweite ins Ziel. Knapp dahinter folgte Kilary, Taxi Boy und Nulera. Der dritte Favorit Assumed Identi wurde von seinem Reiter Jonathan Viard während dem Rennen angehalten.

13-er Starterfeld
Am Preis der Stadt Lenzburg, Gruppe Lenzburger Unternehmen, ein Flachrennen über 2000 m mussten 13 Pferde erstmal in die Startboxen buxiert werden. Als Favoriten werden im Vorfeld die 5-jährige Stute Safija unter Raphael Lingg 60,5 kg, The Act der 6-jährige Wallach unter Astrid Wullschleger 64 kg und die 6-jährige Fuchsstute Dalida mit 58,5 kg Last gehandelt. Als Aussenseiter ging der 8-jährige Wallach Quilali mit Yvonne Donze 62 Kg, die 4-jährige Fuchsstute Denim mit Silvia Casanova 58,5 Kg und die 4-jährige Stute Talavera mit Tim Bürgin 58,5 kg auf die Bahn. Das Rennen machte aber der 5-jährige Schimmel-Hengst White Rules vom Stall Schachen unter Carina Schneider 59 kg. Mit viel Speed kam der Schimmel angerauscht und gewann leicht, mit 1 ½ Länge Vorsprung vor der favorisierten Safija und Trainingsgefährte The Act.

Quel Beau Mec ist wieder da
Die beliebte Cross-Country Prüfung über 4‘400 m kam wie immer in Aarau zum Abschluss des spannenden Rennsonntags. Publikumsliebling Quel Beau Mec, der aus einer einjährigen Pause zurück ist war von Beginn weg anzutreffen. Der 11-jährige Schimmelwallach unter Silvia Casanova 64 kg nahm das Tempozepter in die Hand und führte die Ross und Reiter über den Parcours, der leider diesmal um die spannende Teichpassage herum geführt werden musste. Angeführt vom „Baumgartner“ lagen in der entscheidenden Phase alle ausser dem 5-jährigen Inländer-Fuchswallach Puschkin eng beisammen. Für die fünf Paare lag der Sieg in Reichweite. Hochspannung nach dem letzten Hinderniss. Auf der Einlaufgeraden duellierten sich aber nur noch Quel Beau Mec und die hierzulande debütierende 5-jährige Stute Algorithme unter Julien Lemée 60 kg. Nur noch dieses Duo konnte an Tempo und Boden zulegen und den Kampf um den Sieg unter sich ausmachen. Für die junge Stute Algorithme gab es bis zum Schluss kein Vorbeikommen am Führenden Quel Beau Mec. Nach einem tollen Finish passierte der Schimmel die Ziellinie als Erster. Beim 16. Start gewann der Schimmel zum 12. Mal. Ein imposantes Comeback nach einem Jahr Pause gab.
Die Debütantin Algorithme musste sich mit nur ¼ Länge Rückstand geschlagen geben. Mit bereits 5 Längen Rückstand folgten Latifa, Tango Banbou, Urve Bruère und Puschkin.

Trainer Weiss macht das Dutzend voll
Auch an diesem Rennsonntag lief es für Championtrainer Miro Weiss wie am Schnürchen. In dieser Saison konnte der Urdorfer schon 12 Siege in 10 Renntagen einheimsen. Mit seinen zwei Tagessiegen baute Weiss die Führung im Championat weiter aus und liegt mit acht Punkten vor Philipp Schärer und Karin Suter.

Bilder: Claudia Zeller-Hintermann/zeller-fotos.ch
Reportage: Andrea Derungs