Als Gruppensieger gewinnt Dinamo Riga ihr zweites Spiel am Spengler Cup. Die Letten schlagen Grizzly Adams Wolfsburg mit 3:1 und qualifiziert sich so für das Halbfinal am Freitag 30. Dezember 2011.
Wolfsburg nach wie vor Torlos
Das Startspiel ist den Wolfsburgern überhaupt nicht gelungen. Nach einem 6:0 gegen die Klotener wartet heute mit Dinamo Riga der vermeintlich noch stärkere Gegner. Vor allem in der Offensive besteht noch einiges an Potential zur Steigerung, sie sind immer noch ohne Tor. Doch es ist noch lange nicht aller Tage Abend, denn selbst mit einer Niederlage im heutigen Spiel können sie das Turnier immer noch gewinnen. Der Vertreter aus der KHL hat im letzten Spiel gezeigt, dass er über eine starke Mannschaft verfügt. Besonders im letzten Drittel zeigten sie den Kloten Flyers den Meister auf. Gleich sechs Tore schossen sie in nur fünfzehn Minuten.
Man darf gespannt sein ob Dynamo Riga heute nochmals an dieses phänomenale Schlussdrittel anschliessen kann. Ausserdem winkt für sie ein weiterer Freitag, denn gewinnen sie die heutige Partie sind sie direkt für den Halbfinal qualifiziert. Der erste Abschlussversuch in dieser Partie haben die Wolfsburger. Patrick Davis setzt zuerst einen Schuss von halblinks ins Netz. Im folgenden Angriff spielt er einen schönen Pass auf Marvin Degon, dessen Abschluss der lettische Torwart aber aus der Luft pflücken kann. Bisher sind es die Deutschen, die mehr für das Spiel tun. Doch nur ein kleiner Fehler, und die Letten werden sofort gefährlich. Scheibenverlust in der Mitte des ersten Drittels, dann ein Pass in die linke Ecke, wo der Puck direkt nach rechts weitergeleitet wird. Der anschliessende Schuss bleibt aber bei Lang hängen. Nach einer schönen Einzelaktion von Redlihs ist es Ankipans, der zentral vor dem Tor zum Schuss kommt. Sein Hammer kracht aber über dem Tor in die Plexiglasscheibe. Nach einem vermeintlichen Tor, bei welchem Strickler viel zu früh abgepfiffen hat, gelingt den Letten trotzdem der Führungstreffer. Es ist Frederic Warg, der mit einem Tempo-Vorstoss über links kurz vor Lang abschliessen kann. Sein Schuss kullert via Stockhand ins Tor. War das bereits die Entscheidung in diesem Spiel? Nach einer längeren Druckphase der Letten kann Lang zweimal in höchster Not klären, verliert dabei aber seinen Stock. Es ist Girts Ankipans, dem das auffällt und der gleich von links draufhält. Der Puck findet die kleine Lücke in der nahen Ecke und landet zum 2:0 im Tor. Die Schlussphase des ersten Dirttels ist unspektakulär. Die Letten kontrollieren das Spiel, kommen aber zu keinen zwingenden Chancen, die Deutschen versuchen ihr Bestes, scheinen aber klar unterlegen.
Die Letten, eiskalte Chancenverwerter
Auch im zweiten Drittel ist der Tenor klar; die Wolfsburger brauchen unbedingt ein Tor! Genauso treten sie auch auf. Der erste Schuss aufs Tor haben wiederum die Deutschen, die sich etwas in der gegnerischen Zone festsetzen können. Doch Jucers bleibt Herr der Lage. Dann wird’s vor dem anderen brandgefährlich. Lucenius kommt nach einem Doppelpass alleine vor das Tor, scheitert aber an Lang. Der anschliessende Abpraller hätte Podzins beinahe eingelocht, doch Lang kann im Fallen gerade noch klären. Nach 10 Minuten Spielzeit im zweiten Drittel, scheinen die Letten eine kurze Verschnaufpause einzulegen. Sie sind zwar bemüht schnell in die Spitzen zu spielen, doch fehlt ihnen dort etwas das kreative Element. Da muss man aber auch die Wolfsburger loben, sie stehen viel besser in der Defensive als noch im ersten Abschnitt. Nach einem Bully ist es Pikkarainen, der direkt abzieht und den Pfosten trifft! Da haben die Letten Glück nicht den Anschlusstreffer einzufangen. Die Wolfsburger lassen nicht locker und belagern das gegnerische Tor. Die Schlussphase gehört klar den Wolfsburgern. Geht da doch noch etwas? Ein Tor hätten die Deutschen sicher verdient.
Reissen die Wolfsburger das Ruder noch rum?
Auch im letzten Abschnitt starten die Deutschen stärker. Hospelt kommt wie aus dem Nichts vor dem Tor in Scheibenbesitz, der Puck verstolpert ihm aber gerade noch im dümmsten Moment. Die Wolfsburger lassen nicht locker und spielen weiterhin mit viel Druck aufs Tor von Jucers. Haskins versucht es mit einem „Buebetrickli“, doch davon lässt sich der lettische Torhüter nicht bezwingen. In der 46 Spielminute das 3:0 für Dinamo Riga. Das Powerplay von Wolfsburg hat nicht schlecht ausgesehen, doch dann kommt es zum Konter mit drei Letten gegen einen Deutschen. Die Scheibe kommt zu Bukarts, der eigentlich nochmals querlegen will. Der Deutsche Verteidiger der sich vors Tor wirft, bugsiert den Puck aber unglücklich ins eigene Tor. Das war wohl die Entscheidung in dieser Partie. Es ist kaum anzunehmen, dass die Wolfsburger innerhalb der letzten zehn Minute noch drei Tore erzielen können. Das hält sie aber nicht davon ab, weiter für ihr erstes Tor zu kämpfen. Dann klappt es doch noch mit dem ersten Tor, nach über hundert Minuten an diesem Spengler Cup. Nach einem harten Schuss ist es Sebastian Furchner, der die Scheibe noch leicht ablenken kann und die Deutschen endlich erlöst. Fünf Minuten vor Spielschluss setzen die Wolfsburger alles auf eine Karte. Sie nehmen kurzfristig den Torhüter raus um mit sechs gegen vier spielen zu können. Was ein Tor alles verändern kann. Die Mannschaft aus der KHL kann nur noch reagieren, es sind die Deutschen, die das Spiel bestimmen. Die Letten kommen in dieser Schlussphase kaum mehr aus der eigenen Zone heraus. Dann gibts eine kleine Keilerei vor dem lettischen Tor und Rekis muss auf die Strafbank. Wieder setzen die Deutschen auf alles oder nichts. Torhüter Lang hat das Feld bereits wieder verlassen. Die Wolfsburger sind äusserst gefährlich und hätten nach einem Schuss von Laliberté beinahe den Anschlusstreffer erzielt. Es fällt kein weiterer Treffer mehr, Riga ist also direkt für die Halbfinals qualifiziert.
Dinamo Riga LET – EHC Wolfsburg DE 3:1 (2:0, 0:0, 1:1)
Tore und Strafen für Team Dinamo Riga:
11. Spielminute Fredrik Warg (Jamie Lundmark, Oskar Cibulskis) 1:0
14. Spielminute Girts Ankipans ( Roberts Bukarts) 2:0
46. Spielminute Roberts Bukarts (Gints Meija) 3:0
5mal 2 Minuten gegen Dinamo
Mannschaftsaufstellung Team Dinamo Riga:
Torhüter: 37 Maris Jucers, 31 Christopher Holt
9 Krisjanis Redlihs, 13 Guntis Galvins, 47 Martins Cipulis, 79 Fredrik Warg, 83 Jamie Lundmark, 14 Jekabs Redlihs, 44 Oskard Cibulskis, 87 Gints Meija, 75 Girts Ankipans, 21 Roberts Bukarts, 6 Arvids Rekis, 11 Kristaps Sotnieks, 23 Juris Stals, 73 Niclas Lucenius, 66 Ainars Podzins, 3 Janis Andersons, 70 Miks Indrasis, 96 Maris Bicevskis, 95 Juris Upitis
Trainer: Pekka Rautakallio, Artis Abols, Viktors Ignatjevs
Tore und Strafen für EHC Wolfsburg:
54. Spielminute Sebastian Furchner 1:3
2mal 2 Minuten gegen Grizzly Adams Wolfsburg
Mannschaftsaufstellung EHC Wolfsburg:
Torhüter: 1 Lukas Lang, 30 Daniar Dshunussow
28 Robbie Bina, 34 Benedikt Kohl, 22 Matt Dzieduszycki, 10 Tyler Haskins, 16 David Laliberté, 17 Sebastian Furchner, 8 Kai Hospelt, 14 Norm Milley, 4 Nathan Paetsch, 24 Christopfer Fischer, 61 André Huebscher, 9 Patrick Davis, 21 Christoph Höhenleitner, 37 Patrick Pohl, 85 Mike Bishai, 36 Ilkka Pikkarainen, 11 Benedikt Schopper, 13 Vincenz Mayer
Trainer: Pavel Gross, Mike Pellegrims
Die Fakten zum Spiel
Unterschiedlicher hätten die beiden Teams nicht in den Spengler Cup starten können: Während Dinamo Riga die Kloten Flyers gleich mit 9:2 bodigte, verloren die Grizzly Adams Wolfsburg gegen denselben Gegner klar mit 6:0.
Dinamo Riga konnte vor allem in den letzten zwanzig Minuten gegen die Kloten Flyers zeigen, warum man in der KHL um den Einzug in die Playoffs mitspielt. Aus einem 3:1 machten die Letten innerhalb von nur 15 Minuten ein 9:1. Besonders überzeugend war in diesen Minuten die Chancenverwertung. Trainer Pekka Rautakallio nach dem Spiel: “Meine Mannschaft ist normalerweise nicht so effizient.“
Dem Gegner aus Wolfsburg war bislang anzumerken, dass die Mannschaft erst kurzfristig nach Davos angereist war und deshalb nur ein (freiwilliges) Eistraining in der Höhenlage absolvieren konnte. Gegen Kloten fehlte es den Grizzly Adams vor allem an der Spitzigkeit und der letzten Konsequenz.
“Wir hatten viel Glück“, bilanzerte Riga-Trainer Pekka Rautakallio nach dem Spiel gegen die Kloten Flyers. Seine Mannschaft hätte in der Vergangenheit schon besser gespielt, aber nicht so viele Tore geschossen. Trotz der überzeugenden Leistung im Startspiel sei das KHL-Team aber nicht Turnierfavorit.
Die Grizzly Adams müssen hingegen über die Bücher. Sie konnten zwar vor allem zu Beginn des Drittels jeweils etwas Druck machen, insgesamt agierten sie aber zu wenig zwingend. Gelingt ihnen eine ähnliche Auferstehung wie den Kloten Flyers?
Vor allem die Offensive des deutschen Vizemeister enttäuschte. In der DEL befinden sich mit Kai Hospelt, Mtthew Dzieduszycki und Norman Milley gleich drei Wolfsburg-Stürmer unter den Top 10 der Skorerliste. Finden die Grizzly Adams gegen das KHL-Team zu ihrer Durchschlagskraft zurück?
Sieben verschiedene Spieler trugen sich für Dinamo Riga gegen die Kloten Flyers in die Torschützenliste ein. Nur Girts Ankipans und Martins Cipulis trafen doppelt.
Obwohl Dinamo Riga die besten Karten hat, kann sich auch Wolfsburg noch den Gruppensieg in der Gruppe Torriani sichern. Dies wäre bei einem Sieg mit sieben oder mehr Toren Unterschied Tatsache.
Bilder: D. Peter/Linsenreflektion.ch
Reportage: Pressemitteilung HC Davos Management AG & Andrea Derungs