Auf der Leault Farm in Schottland demonstrierten auf beeindruckende Art und Weise Neil Ross, seine Frau und 10 Border Collies was perfektes Teamwork zwischen Mensch und Tier ist.
So viel Liebe
Bei der Ankunft auf der Leault Farm wird jeder Besucher von stürmischen und verschmusten Border Collies Willkommen geheissen. Obwohl wir ja alle „Eindringlinge“ auf dem Gelände und im quirligen Rudel sind, werden wir von den Hunden gleich stürmisch adoptiert. Selbst die blinde Hündin sucht sich ihren Schmusepartner blitzschnell, zielstrebig und unbeirrt aus. Auf dem grosszügigen Farmgelände flitzen Hunde vom Welpenalter bis zum Hunde-Methusalem herum, in der freudigen Erwartung die Gäste mit ihrem Können zu beeindrucken. Vom Schäfer, dem Boss, ist noch nichts zu sehen, umso mehr erstaunt es alle Gäste, dass die Hunde nicht die kleinste Aggression zeigen.
Brains before Beauty
Der Ursprung dieser Hütehunderasse entstammt aus dem schottischen Grenzgebiet (Borders = Grenze). Man geht davon aus, dass zuerst die Römer dreifarbige Hunde nach Britannien einführten. Zu einem späteren Zeitpunkt haben sich die von den Wikingern eingeführten, spitzähnlichen „Islandhund“ mit den bereits verbreiteten Hunden vermischt. So entstand bereits im 16. Jahrhundert eine Hunderasse, die durch ihren unermüdlichen Arbeitswillen viele „Freunde“ bei den Hundeführern fand, die die gemeinsame Arbeitsweise ständig verbesserten.
In erster Linie sind die Border Collies Arbeitshunde, die sich im Verlauf der Zeit in verschiedene Typen heraus kristallisierten.
In Irland, Wales und den wilden schottischen Highlands dominierte bald ein eher kleiner, feiner, meist kurzhaariger Border Collie-Typ. Im Gegenzug entwickelte sich in den Grenzgebieten von Nordengland und Schottland ein eher schwerere Zweitrasse. Doch beide Border Collie-Typen sind dafür geschaffen, in grossen Distanzen, weg vom Schäfer, blitzschnell zu agieren und Befehle eigenständig auszuführen. Die Jahrhunderten brachten, mit gezielter Zucht eine Hunderasse hervor, die sich durch die grössere Arbeitsdistanz und das besser ausgebildete Gehör von anderen Hunderassen unterscheidet. All diese Vorzüge wurden uns vorgeführt.
Auftritt von Neil Ross
Kaum ist der Chef auf dem Platz wechseln die Hunde vom Kampfschmuse- zum Arbeitsmodus. Sie folgen ihrem Boss auf das Vorführareal und ihre Blicke klebten förmlich an seinen Lippen. Nach ein paar unverständlichen, kurzen Befehlen verkrümeln sich ein paar Hunde. Für den Leihen sieht es so aus als hätten sich ein paar Vierbeiner aus dem Staub gemacht um nicht mitarbeiten zu müssen. In der Zwischenzeit erklärte Neil Ross, dass seine Arbeit mit den Tieren (über 2’000 Schafen und Ziegen), dass züchten der Hunde und die täglich 45. minütige Vorführung mit seiner Partnerin eine Herzensangelegenheit mit viel Leidenschaft und Liebe seit vielen Jahren sei. Er trainiere täglich mehrmals mit allen Hunden auch spielerisch für den „Ernstfall“. Im Hintergrund tauchen plötzlich ein paar Schafe auf. Erst jetzt erkennen wir Zuschauern, dass sich die „Ausreisser“ nicht von der Arbeit gedrückt haben, sondern sich gezielt hinter die Schafsherde geschlichen haben. Während Neil Ross unmelodisch vor sich hinpfeifft, wird uns erklärt, dass jeder Hund seinen universalen Pfiff (analog Namen) hat. Das gleiche gilt auch für jeden einzelnen Befehl. So erhält das Pfeifkonzert vom Schäfer eine ganz andere Dimension. Das aneinanderreihen von Pfiffen ist auch auf weite Distanz die perfekte Kommunikation zwischen dem Schäfer und seinen Hunden wenn Herden zusammen getrieben werden müssen, Weiden gewechselt oder die alljährliche Schur auf dem Programm steht. Die Hunde arbeiten wie ein harmonisches Uhrwerk zusammen. Speziell beeindruckend fand ich auch die Ausführung ihrer Aufgaben der komplett erblindeten Hündin, die sich wie eine sehende auf dem unebenen Gelände zwischen Artgenossen, Schafen und Zuschauern gekonnt und sicher bewegte. Auch der erst 12 wöchige Welpen zeigte auf beeindruckende Art und Weise seine Veranlagung und sein bereits jetzt schon grosses Können. Klar wird auch, dass diese Hunde niemals in eine Wohnung gehören, dort währen sie nicht Glücklich. Sie brauchen eine Aufgabe, damit das intelligente Hundegehirn nicht unterfordert ist und der ständige Arbeitswille nicht gewollte Auswüchse annehmen kann. Alle Hunde auf der Leault Farm sind das ganze Jahr draussen, wo sie sich nach belieben bewegen können, wenn nicht gerade Arbeit oder Training ansteht. Auch die Zuchthündinnen leben in dieser grossen Wohngemeinschaft und ziehen im geschützten Stall ihre Jungen auf. Kaum sind die Welpen auf der Welt kommen sie in Kontakt zu ständig wechselnden Menschen und dem „Arbeitsalltag“ eines glücklichen und ausgeglichenen Border Collies.