Die Faszination der Highland Games

Einem Highland Games in Schottland beizuwohnen ist ein spezielles Vergnügen. Neben den traditionellen, drängen auch immer mehr moderne Disziplinen auf das mehrtägige Veranstaltungsprogramm. So können aus den beiden Sparten bis zu 45 verschiedene Disziplinen zusammen kommen.

Spieglein, Spieglein an der Wand –
wer ist der schönste Highlander im ganzen Land
Beim Zusammentreffen von so viel Männlichkeit und Testosteron ist es eher verwunderlich, dass es bei einigen Highland Games auch um die Schönheit geht. In mehreren Kategorien treten gestandene Männer in schönen und authentischen Kilts im Schönheitswettbewerb gegeneinander an, ohne das eine traditionelle oder moderne Sportdisziplin absolviert werden muss. Nebst dem bekannten Schottenrock muss alles, von Kopf bis Schuh, perfekt stimmen. Der Umhang, die Broschen und weitere Accessoires wie Messer, den Sgion, Dirk oder die Bauchtasche, der Sporron gehen Hand in Hand mit dem Karomuster, der Tartan aus Regionen, Organisations- oder Clan-Farben. Auf den stolzen Häuptern thront eine barrettähnliche Kappe, das Bonnet, mit Federn oder einem Emblem aus Metall, dem Cap Badge, mit dem Clanwappen. Die Jury besteht nicht wie erwartet aus Frauen oder Modeexperten, sondern aus angesehenen Clan-Patriarchen.

Flinke Füsse und fliegende Schottenröcke
Neben den schweisstreibenden Wettkämpfen zeigen junge Schottinnen und vereinzelt auch Schotten beeindruckende Highland Dancing. Begleitet durch eine Pipe wird beim Highland Fling, dem Sword Dance oder dem Seann Triubhas die flotte Sohle gezeigt. Die zahlreichen Tänzer zeigen beim Highland Reel oder beim Reel of Tulloch eine quirlige aber perfekt einstudierte Beinarbeit. In bezaubernden Tanzdresses inklusive Kilt, wird die Choreographie mit eleganten Sprüngen mit viel Anmut vor dem Familienangehörigen und Zuschauern über zwei gekreuzte Schwerter gezeigt und von Tanzexperten prämiert. Auch bei den mitreissenden Pipe Band Contests ist stillsitzen eine Qual. Die Luft flimmert vor Klängen aus Dudelsäcken, Trommeln und Pauken. Mehrmals an den Austragungstagen, kommen alle Bands zu einem gemeinsamen Aufmarsch zusammen.

Muskel, Koordination und Kondition sind gefragt
Bei den traditionellen Disziplinen bei den Highland Games gelten Hammerwerfen „Throwing the Hammer“ und Baumstammüberschlag „Tossing the Caber“ zu den sogenannten „Heavy Events“, die ausschliesslich von Männer-Teams bestritten werden, die nicht selten von bekannten Whisky-Marken gesponsert werden. Zu den „Light Events“ gehört das Kugelstossen „Shot“ und das Tauziehen „Tug-o-war“. Eine für uns etwas ungewöhnliche Highland Games-Disziplin sind die Farmers Walk, ein traditioneller Langsteckenlauf mit je 70 Kilogramm Zulast und das Sheaf Toss, das 5 Kg Heusackwerfen.
Der absolute Publikumsmagnet bei den modernen Disziplinen ist der Tug-o-war. Aber auch das Axt-Zielwerfen „Battle Axe Throw“ finden immer mehr Fans. Teambildende Ausdauersportarten sind die Hill Race, ein anspruchsvoller Hindernislauf mit Wassergräben, Stammslalomlauf und Bruchenball, dem Fass-Rollen.
Eine Attacke auf die Lachmuskeln der Zuschauern gibt es beim „Trossing the Wellie“. Das Gummistiefel-Weitwerfen zeigt, dass Schotten über viel Humor verfügen und nicht zuletzt sich selber nicht immer allzu ernst zu nehmen.
Je nach Region und Grösse der jeweiligen Highland Games sind nur ein Bruchteil der vielen Disziplinen zu sehen. Auch wird nicht bei allen Spielen auf die traditionelle Kleidung gesetzt. In modernen Sportbekleidungen verliert das Spektakel etwas an Einzigartigkeit und Tradition.