Die Drama-Nacht – der Col de Turini fordert seine Opfer an der 81. Rallye Monte-Carlo 2013

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Mit grossem Vorsprung holt sich Sébastien Loeb den siebten Rallye Monte-Carlo-Sieg vor dem VW-Debütatn Sébastien Ogier.

Bereits am Nachmittag des Finaltages stand der berühmt-berüchtigte Col de Turini auf dem Programm und wurde seinem Ruf ausreichend gerecht. Als Nachtprüfung hat diese Strecken den verheissungsvollen Namen, „die Nacht der langen Messer“. Heftig einsetzender Regen verwandelte den auf der Strecke liegende Schnee in eine unkontrollierbare Rutschpartie; eine „teuflische“ Herausforderung für Pilot und Auto.

Freude bei den drei M-Sport-Teams am dritten Tag der Rallye Monte Carlo. Für Evgeny Novikov hätte der dritte Tag kaum besser verlaufen können. Ausgangslage für den Russischen Ford Fiesta-Pilot war der gestrige dritte Rang im Gesamtklassement, allerdings nur knapp vor seinem Spanischen Konkurrent Dani Sordo im zweitschnellsten Citroen DS3. Nachdem der letzte Renntag für Novikov so gut begonnen hatte, wurden ihm beim Col die Eis und Schnee-Verhältnisse zum Verhängniss. Kurz vor dem Ziel lag er noch auf der dritten Position. Doch auf der „Col de Turini“-Prüfung leistete sich der Russe einen kleinen Fehler und beschädigte seinen Fiesta hinten rechts so schwer, dass er es auf drei Rädern nicht mehr bis ins Ziel schaffte. Das Aus auch für sein Teamkollege Hänninen. Auch er schaffte es in der SS14 nicht mehr ins Ziel. „Solche Bedingungen habe ich noch nie erlebt, das war einfach nur schrecklich“. Nicht nur der Rookie, auch Hänninen schied nach einem Fahrfehler in der gleichen Prüfung aus. Die Segel streichen musste ebenfalls Jari-Matti Latvala.

Loeb trotz Führung stinksauer

Die ersten beiden Prüfungen endeten mit einem Knall. Die Aussage des führenden Sébastien Loeb; „es ist einfach nicht fahrbar, auf dem nassen Schnee gibt es keinen Grip – wirklich Scheisse“. Der führende Franzose war zusätzlich verärgert, dass er für die anderen Piloten eine Linie freifahren musste. Auf der seifigen Rutschpartie konnte sogar auf der Geraden nur 30 km/h gefahren werden. Dennoch schaffte Loeb das Kunststück seinem hartnäckigsten Verfolger Sébastien Ogier einige Sekunden abzunehmen. Durch die zahlreichen Ausfälle profitierte Mikko Hirvonen. Der erfahrene Finne schob sich auf den vierten Rang vor. Ein weiterer Profiteur der schwierigen Bedingungen war der Norweger Mads Östberg, obwohl er die gesamte Prüfung im Strassenmodus unterwegs war. Zu einer Sternstunde kam der „Citroen-Mann“ Bryan Bouffier, der eine Wertungsprüfung für sich entschied. Durch die Ausfälle begünstigt schob er sich auf den sechsten Rang vor.
Zwei Prüfungen vor dem Ende der „Monte“ waren die zwei Spitzenplätze klar an Loeb und Ogier vergeben. Auch der Kampf um den dritten Rang ging zu Ende. Der Spanier Dani Sordo liegt vor Hirvonen sowie Bryan Bouffier und dem letzen verbleibenden M-Sport-Piloten Mads Östberg.
Nach den äusserst schwierigen Bedingungen an den Nachmittags-Prüfungen und den zahlreichen Zuschauern auf der Strecke am Col de Turini, entschlossen sich die Verantwortlichen, die legendären Nachtprüfungen abzusagen und die Rallye vorzeitig zu beenden. Somit wurden keine Zusatzpunkte für die Powerstage vergeben.
Tages-Etappen Samstag 19. Januar 2013
SS14 Moulinet – Col de Turini – La Bollène Vésubie Start 15:11 Uhr 23.54 Km
SS15 Lantosque – Loda – Lucéram Start 15:54 Uhr 18.95 Km
SS16 Moulinet – Col de Turini – La Bollène Vésubie Start 17:12 Uhr 23.54 Km
SS17 Moulinet – Col de Turini – La Bollène Vésubie Start 20:58 Uhr 23.54 Km
SS18 Lantosque – Loda – Lucéram Start 21:41 Uhr 18.95 Km
Gesamt-Ergebnisse der Rallye Monte Carlo 2013

Pos

#

Driver
Co-driver

Car

Cls

Total time
Penalties

Diff. Fast.
Prev.

1   1

FRAS. LOEB
FRA D. ELENA

CITROEN DS3 WRC WRC 5:18:57.2 **:**.*
**:**.*
2   8

FRAS. OGIER
FRA J. INGRASSIA

VOLKSWAGEN POLO WRC WRC 5:20:37.1 +01:39.9
+01:39.9
3   10

ESPD. SORDO
ESP C. DEL BARRIO

CITROEN DS3 WRC WRC 5:22:46.2 +03:49.0
+02:09.1
4   2

FINM. HIRVONEN
FIN J. LEHTINEN

CITROEN DS3 WRC WRC 5:24:23.5 +05:26.3
+01:37.3
5   22

FRAB. BOUFFIER
FRA X. PANSERI

CITROEN DS3 WRC WRC 5:27:10.3 +08:13.1
+02:46.8
6   4

NORM. OSTBERG
SWE J. ANDERSSON

FORD FIESTA RS WRC WRC

5:31:00.9
[1:50]

+12:03.7
+03:50.6
7   21

CZEM. PROKOP
CZE M. ERNST

FORD FIESTA RS WRC WRC

5:42:24.5
[1:00]

+23:27.3
+11:23.6
8   32

DEUS. WIEGAND
DEU F. CHRISTIAN

SKODA FABIA S2000 2 5:48:31.7 +29:34.5
+06:07.2
9   42

CHEO. BURRI
CHE A. SAUCY

PEUGEOT 207 S2000 2 5:54:35.4 +35:38.2
+06:03.7

Loeb auf dem besten Weg zum siebten Monte-Sieg

 

Auch am dritten Renntag dominiert Sébastien Loeb unangefochten die Rangliste. Aber nicht desto trotz, das Wetter und die Strassenverhältnisse machten es dem Franzosen nicht gerade einfach. Der neunfache Weltmeiste berichtete; „es ist sehr knifflig da draussen“. Für alle startenden sei es unglaublich schwierig das Auto in den Kurven zu halten und trotzdem genug Druck auf seine Mitkontrahenten zu machen. Bei den ersten beiden Prüfungen wurde sein Citroen Total Abu Dhabi mit vier Spike-Reifen bestückt. Erst für die letzte Prüfung des Tages wechselten sie zu überkreuzten Winter und weichen Reifen.
Nachdem Sébastien Ogier an Nachmittag, den Motor des Polo R WRC abwürgte, verlor er weitere wertvolle Sekunden auf den Führenden Loeb. Auch der Volswagen-Pilot beklagte sich über die schlechten Bodenverhältnisse und musste den „Bleifuss“ dementsprechend vorsichtig einsetzen. Das gleiche schilderte Dani Sordo, der auf der SS12 seinen dritten Rang an Novikov abgeben musste. Auch der Russe sprach von rutschigen, engen Strassen, die ihm aber grossen Spass machten. Happy-Time hatte auch Mads Östberg. In der SS12-Prüfung von Saint-Nazaire le Désert gelang ihm seine erste Bestzeit. Damit hat der Norweger nicht gerechnet. Während der Prüfung erlebte er einen Schockmoment. Seine Notizen über eine angebliche trockene Passage entpuppte sich aber als äusserst schlammig. Umso mehr freute sich der M-Sport-Pilot auf seinem Ford Fiesta über die tolle Leistung.
Tages-Etappen Freitag 18. Januar 2013
SS11 Saint-Jean-en-Royans – La Cime-du-Mas Start 09:08 Uhr 33.19 Km
SS12 Saint-Nazaire le Désert – Chalancon – La Motte-Chalançon Start 13:21 22.11 Km
SS13 Sisteron – Thoard Start 15:29 36.7 Km
Tagesrangliste nach Tag drei.
1. Sébastien Loeb FRA / Daniel Elena MCO, Citroen 4:16:41,9
2. Sébastien Ogier FRA / Julien Ingrassia FRA, Volkswagen +1:47,4
3. Evgeny Novikov RUS / Ilka Minor AUT, Ford +3:19,9
4. Dani Sordo ESP / Carlos Del Barrio ESP, Citroen +3:21,6
5. Jari-Matti Latvala FIN / Miikka Anttila FIN, Volkswagen +4:04,9
6. Mikko Hirvonen FIN / Jarmo Lehtinen FIN, Citroen +3:22,7
7. Juho Hänninen FIN / Tomi Tuominen FIN, Ford +5:15,5
8. Mads Östberg NOR / Jonas Andersson SWE, Ford +6:18,2
9. Bryan Bouffier FRA / Xavier Panseri FRA, Citroen +8:20,7
10. Martin Prokop CZE / Michal Ernst CZE, Ford +18:48,8

Die neue „Speerspitze“ bei Citroens Mikko Hirvonen kämpft weiter – Evgeny Noviko sorgt für Highlights

 

Überflieger und sechsfacher „Monte“-Sieger Sébastien Loeb beendet den zweiten Renntag mit 1:35,0 Sekunden Vorsprung obwohl er am Vormittag keine Prüfung für sich entscheiden konnte. Das Duell der beiden Franzosen ist erneut zu einer One-Man-Show geworden, Loeb baute mit einer konservativen Fahrt und zwei Bestzeiten am Nachmittag seinen Vorsprung aus. „Der kniffligste und schwierigste Kurs war heute Saint-Bonnet-le-Froid“ berichtet der Citroen-Pilot. „Es schneite und Grip auf der Strasse gab es keinen. Bei jeder Kurve hätten wir wegrutschen können, vor allem, weil da keine Schneebänke waren, in die wir hätten fahren können“. Bei viel Wind, Eis und Schneeverwehungen entscheidet Ogier erneut die Auftaktprüfung für sich. Obwohl der Volkswagen-Pilot die Prüfungen vorsichtig angegangen war, mussten sie in der zweiten Prüfung in einer Linkskurve einen Dreher wegstecken. Der Russe Evgeny Noviko schaffte auf der sechsten Special Stage einen überraschenden Sieg. Er distanzierte das gesamte Feld mit fünf Sekunden. Der M-Sport-Pilot arbeitete sich so auf den vierten Platz im Gesamtklassement vor und liebäugelt auf den dritten Podestplatz, der zur Zeit noch das spanische Duo Sordo/Ingrassia inne hat. Teamkollege Hänninen schaffte bei der SS9 den Etappensieg mt seinem WRC-Ford und belegt so den siebten Platz im Klassement. Nur bei Östberg läuft der Saisonauftakt nicht wie geplant. Über Nacht will das Team noch einmal Hand an seinem Bolieden anlegen. Mit nur Platz neun kann sich das Norwegisch/Schwedische-Duo nicht zufrieden geben.
Tages-Etappe Donnerstag 17. Januar 2013
SS5 Labatie d’Andaure – Lalouvesc Start 09:33 Uhr 19.08 Km
SS6 St Bonnet le Froid–Saint Julien Molhesabate–St Bonnet le Froid Start 10:14 25.45 Km
SS7 Lamastre – Gilhoc – Alboussière Start 11:37 Uhr 21.72 Km
SS8 Labatie d’Andaure – Lalouvesc Start 14:50 Uhr 19.08 Km
SS9 St Bonnet le Froid–Saint Julien Molhesabate–St Bonnet le Froid Start 15:31 25.45 Km
SS10 Lamastre – Gilhoc – Alboussière Start 16:54 Uhr 21.72 Km
Tagesrangliste nach Tag zwei:
1. Sébastien Loeb FRA / Daniel Elena MCO, Citroen 3:16:29,1
2. Sébastien Ogier FRA / Julien Ingrassia FRA, Volkswagen +1:35,0
3. Dani Sordo ESP / Carlos Del Barrio ESP, Citroen +2:38,0
4. Evgeny Novikov RUS / Ilka Minor AUT, Ford +2:53,2
5. Mikko Hirvonen FIN / Jarmo Lehtinen FIN, Citroen +3:22,7
6. Jari-Matti Latvala FIN / Miikka Anttila FIN, Volkswagen +3:43,2
7. Juho Hänninen FIN / Tomi Tuominen FIN, Ford +4:11,3
8. Bryan Bouffier FRA / Xavier Panseri FRA, Citroen +5:45,8
9. Mads Östberg NOR / Jonas Andersson SWE, Ford +5:49,5
10. Martin Prokop CZE / Michal Ernst CZE, Ford +14:15,6

Unberechenbarer erster „Monte“-Tag – der Startschuss für die Saison 2013 ist gefallen

Bei der ersten Special Stage von Le Moulinon nach Antraigues sorgte Sebastien Ogier mit dem Polo R WRC für eine Überraschung, als er die Auftaktprüfung gewinnt. Der Volkswagen-Pilot konnte einen 3,7 Sekunden Vorsprung auf seinen ehemaligen Citroen-Teamkollegen auf der 37,1 Km lagen Strecke „erarbeiten“. Diese kleine Sensation zu Beginn der Rallye Monte Carlo war auch für VW-Motorsportchef Jost Capito ein perfekter Einstieg, bei der ersten Teilnahme, den Hauptrivalen Sebastien Loeb auf dieser schwierigen Prüfung zu schlagen. Doch der neunfache Weltmeister schlägt in der Sonderprüfung von Burzet nach St Martial zurück. Citroen kann am Ende des ersten Renntages die Plätze eins, drei und vier für sich verbuchen. Die wechselhaften Bedingungen machten allen Fahrer zu schaffen. Obwohl Loeb trockener Asphalt mehr liegt, kam er nach vier Special Stage besser mit den wechselhaften Bedingungen, mit zum Teil komplett mit eisigen und verschneiten Strassen zu recht. Die nachmittäglichen Prüfungen entschied der Elsässer klar für sich. Mit einem Vorsprung von bereits 1:20 Minuten auf seine Rivalen Ogier kann Loeb morgen locker an den Start gegen. Mikko Hirvonen belegte nach einem nicht allzu guten Start in die „Monte“ den Dritten Platz in der Gesamtwertung. Erst in der letzten Prüfung des Tages zog er an seinem Teamkollegen Dani Sordo vorbei. Sordo feierte sein Comeback bei Citroen und zeigte klare Absichten, Ogier noch einzuholen. Der Spanier will aber mehr – ein Platz auf dem Podest, dafür will er in den kommenden Tagen kämpfen. Mikko Hirvonen verlor auf der zweiten Prüfung des Tages 37,2 Sekunden und belegte so am Ende des Tages Rang sechs. Auch für den zweiten VW-Piloten Jari-Matti Latvala liefen die ersten Prüfungen nur zäh an. Auf Le Moulinon lag er bereits 33,6 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Ogier zurück und blieb auch in der zweiten Prüfung deutlich hinter dem Franzosen mit dem Tages-Schlussrang 10. In den beiden Stages lief es für M-Sport, die die erste Rallye ohne die werksseitige Unterstützung von Ford in Angriff nahmen etwas besser. Überraschenderweise ist es nicht Mads Östberg, der zum Angriff auf Citroen und Volkswagen blies, sondern Juho Hänninen, der für M-Sport einige Rallyes bestreiten wird. Er klassierte sich am ersten Tag mit 8,6 Sekunden auf dem vierten Rang, Er hält so mit rund 25 Sekunden Vorsprung seine Teamkollegen Thierry Neuville und Östberg auf Abstand.
Etappe 1 Mittwoch 16. Januar 2013
SS1 Le Moulinon – Antraigues Start 09:03 Uhr 37.1 Km
SS2 Burzet – Saint-Martial Start 10:21 Uhr 30.6 Km
SS3 Le Moulinon – Antraigues Start 14:21 Uhr 37.1 Km
SS4 Burzet – Saint-Martial Start 15:39 Uhr 30.6 Km

Bilder: D. Peter/Linsenreflektion.ch & A. Derungs
Reportage: Andrea Derungs