Der Zwang des Gewinnen-Müssens

Nach vier Siegen in Folge hat der Höhenflug der Kloten Flyers jäh gestoppt. Gegen den HC Genéve-Servette verpassen sie wichtige Punkte im Strichkampf um den Playoff-Einzug, während Ambri-Piotta gewinnt und weiter an „Boden“ gut machen kann.

Die Kloten Flyers und ihr neues Déjà-vus
Seit Mittwoch stehen die Kloten Flyers erneut vor einer ungewissen Zukunft. Wie ein Donnerschlag bei schönem Wetter schlug die Nachricht vom fliegenden Wechsel des nicht einmal jährigen Engagement des Verwaltungsratspräsident der Kloten Flyers,
Ken Stickney brutal ein. Anstatt die vollmundigen Zukunftsvisionen umzusetzen, legt Verwaltungspräsident Ken Stickney sein Amt nieder und lässt sich nach erfolgreichem Einkaufsbummel des
HC Lausanne in der Romandie nieder.
Zur Erinnerung, keine 12 Monate sind vergangen, da hatte Philippe Gaydoul sein Aktienpaket der Kloten Flyers an die kanadische Avenir Sports Entertainment (ASE) verhökert. Mit viel Engagement und grossem Enthusiasmus wollten die neuen Besitzer die Mannschaft wieder konkurrenzfähig machen und vor regelmässig ausverkauftem Stadion aufspielen. Jetzt, knapp eine Saison später ist auf die anfangs überschwängliche Euphorie die brutale Ernüchterung gefolgt. Das einstige, starke, fast in Stein gemeisselte stabile Images des erfolgreichen „Dorfklub“ hat Risse auf und um die Eisfläche bekommen. Das Team kämpft seit langem um die Play-off-Qualifikation, und die vielen treuen Fans lehnen sich offen gegen die neuen Besitzer und deren Strategie auf. In der sonst schon heiklen Situation schlägt die Nachricht am Mittwoch wie ein Blitz ein. Der 53-jährige Kanadier Ken Stickney, der von den neuen Kloten Flyers-Besitzern als Verwaltungsratspräsident eingesetzt worden war, legt sein Amt per sofort nieder und übernimmt das Aktienpaket des HC Lausanne vom bisherigen Mehrheitsaktionärs Hugh Quennec. Gemäss Medieninformationen wurde Quennec von der Nationalliga zum Verkauf gezwungen, da er auch Mitbesitzer von
HC Genf-Servette ist. Damit Stickney nicht denselben Fehler macht, zieht er sich nicht nur aus den Kloten Flyers, sondern auch aus der Avenir Sports Entertainment zurück, die er bis anhin präsidiert hat. Kloten Flyers CEO Matthias Berner relativiert. „Es wechselt nur der Präsident, am Commitment der ASE ändert sich nichts“. Nüchtern betrachtet steht der Klub schon ein Jahr nach dem letzten Besitzerwechsel wieder vor einer ungewissen Zukunft. Unter dem Präsidenten Gaydoul endete „seine“ Saison mit einem Defizit von acht Millionen Franken. Seit die Avenir Sports Entertainment das Zepter führen ist ein Rückgang von ca. 1‘000 Zuschauern pro Spiel zu verzeichnen. Wie lange die Besitzer, die mit Gas und Öl reich geworden sind, dieses unbefriedigende Trauerspiel mit ansehen ist ungewiss. Ihr einstiger Anspruch, in absehbarer Zeit die Flyers wirtschaftlich in die Gewinnzone zu führen wird in diesem ablehnenden Klima kein einfaches Unterfangen sein. Doch was die Klubbesitzer im fernen Nordamerika vorhaben, kann in Kloten nur hingenommen werden.

Die Calvin-Städter legen vor
Beide Teams starten prüfend und verhalten in die Partie und konzentrierten sich hauptsächlich auf die Defensive. Die laue Anfangsphase mit leichten Vorteilen für die Gäste wird in der
13. Spielminute durch den Servette-Youngster Riat Damien erst richtig lanciert. In Unterzahl schiesst sich Genf-Servette zur 0:1 Führung und provoziert mit diesem Treffer eine heftige Reaktion der Hausherren. Es scheint wir verhext für die Flyers, dass das Runde nicht in das Eckige will sei es das eigene Unvermögen, den brillant abwehrenden Robert Mayer oder auch mal die Latte, die den Flughofstädtern im Wege steht. Trotz hochkarätigen Möglichkeiten können die Zürcher das Skore aber nicht ausgleichen.

Die Calvin-Städter legen nach
Die Gäste erhöhen auf in der 24. Spielminute auf 0:2. Juraj Simek wirft sich vor eine Klotener Schuss und lanciert umgehend den Gegenstoss. Wie ein Pfeil schiesst er vor das gegnerischen Tor. Routiniert behält er die Übersicht und passt quer zu Kevin Romy. Der 31-jährige Stürmer versenkt den Puck obwohl Martin Gerber die Scheibe noch berührt. Nach dem zweiten Treffer der Gäste muss der Kanadier James Sheppard für einen Check gegen den Kopf für zwei plus 10 Minuten auf die Strafbank. Die Flyers kämpfen verbissen weiter und sind in der Mitte des zweiten Drittels klar die aktivere Mannschaft. Für übertriebene Härte muss Captain Denis Hollenstein raus, was die in Überzahl spielenden Genfer eiskalt ausnutzen. In der 34. Spielminute passt Roland Gerber die Scheibe an die blaue Linie zu Goran Bezina. Mit einem platzierten Distanzschuss erhöht er zum 0:3.

Bittere Heimniederlage
Im letzten Drittel steht Luca Boltshauser für die Flughofstädter im Kasten. Vom Keeper Martin Gerber ist auch auf der Ersatzbank nichts zu sehen. Bereits am Dienstag musste sich der Altmeister mehrfach auswechseln lassen. Nach einem Distanzschuss von Lukas Stoop geraten die Spieler erstmals leicht aneinander und Michael Liniger wird vor dem Tor zu Boden gedrückt. Folgen gibt es für diese Auseinandersetzung auf beiden Seite keine. Noah Rod kurvt hinter dem Tor durch und schiebt die Scheibe an den Schlittschuh von Roland Gerber, der den Puck jetzt über die Linie drückt. Das 0:4 in der verbleibenden 10 Minuten ist niederschmetternd für die Gastgeber. Trotzdem kämpfen sie weiter und erarbeiten sich aussichtsreiche Torchancen, doch da steht immer „Spielverderber“ Robert Mayer zur rechten Zeit am richtigen Ort. Powerplay für die Flyers und Luca Boltshauser macht Platz für einen weiteren Feldspieler. Die Flieger gewinnen das Bully vor Robert Mayers Tor. Peter Guggisberg bedient den lauernden James Sheppard am linken Pfosten. Nach nur vier Sekunden im Powerplay erzielt der Kanadier mit einem Ablenker den Ehrentreffer zum 1:4. Leider hat der grosse Einsatz und Kampfgeist der Zürcher den Rückschlang nicht verhindert. Einen Blick auf die Tabelle zeigt, dass der Sieg von Ambri-Piotta gegen den EHC Biel die Flyers gleichauf mit den Tessiner bringt. Genf-Servette zieht dank diesem Sieg an Zug vorbei und liegt neu auf dem zweiten Tabellenplatz, drei Punkte hinter Leader ZSC. Für die Flieger ist siegen in den drei letzten Partien Pflicht wenn sie in die Playoff wollen. Am Dienstag gastieren die Bianconeri in der SWISS Arena. Die Tessiner stehen mit 78 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz und wollen mit einem weiteren Sieg die Chancen aufrecht erhalten, sich auf den vierten Tabellenplatz zu verbessern, um so mit Heimvorteil in die ¼-Final-Playoff-Serie starten zu können. Ein Blick auf die Direktbegegnungen zwischen den Zürcher Unterländern und den Südtessinern zeigt, dass in dieser Saison jeweils das Heimteam erfolgreich war. Die Luganesi siegten in der heimischen Resega mit 3:2 bzw. 4:3 und die Kloten Flyers in der SWISS Arena mit 2:1. Alle Partien waren bis zum Schluss hart umkämpft und boten attraktives, schnelles Tempoeishockey.

Meisterschaftsrunde 47
Kloten Flyers – HC Genève-Servette 1:4 (0:1, 0:2, 1:1)
Kloten SWISS Arena mit 4‘927 Zuschauern
Tore:
13. SpielMin Damien Riat (Assist Kevin Romy) 0:1
24. SpielMin Kevin Romy (Assist Juraj Simek) 0:2
34. SpielMin Goran Bezina (Assists Gerber, Antonietti) 0:3 im PP
49. SpielMin Roland Gerber (Assists Rod, Mayer) 0:4
55. SpielMin James Sheppard (Assist Peter Guggisberg) 1:4 im PP
Strafen:
12. SpielMin 2Min. Daniel Rubin für Spielverzögerung
16. SpielMin 2Min. Goran Bezina wegen Cross-Check
25. SpielMin 2 + 10Min. Disziplinarstrafe James Sheppard für Check gegen den Kopf & Nackenbereich
33. SpielMin 2Min. Denis Hollenstein für übertriebene Härte
45. SpielMin 2Min. Daniel Rubin wegen Behinderung
55. SpielMin 2Min. Roland Gerber wegen Behinderung
56. SpielMin 2Min. Franco Collenberg für übertriebene Härte

Mannschaftsaufstellung HC Genève-Servette:
Tor-/Ersatztorhüter:
29 Robert Mayer, 33 Léo Chuard
Linie 1:
20 Johan Fransson SWE, 55 Daniel Vukovic, 9 Damien Riat,
88 Kevin Romy, 14 Juraj Simek
Linie 2:
57 Goran Bezina, 47 Eliot Antonietti, 96 Noah Rod,
10 Matthew Lombardi CAN, 15 Roland Gerber
Linie 3:
58 Romain Loeffel, 71 Mattéo Détraz, 87 Marco Pedretti,
11 Tom Pyatt CAN, 36 Matt D’Agostini CAN
Linie 4:
44 Romain Chuard, 21 Tim Traber, 40 Daniel Rubin,
19 Timothy Kast, 72 Floran Douay
Head-/Assistant Coach:
Chris McSorley & Louis Matte
Bemerkungen/Abwesenheiten:
1 Christophe Bays, 16 Jim Slater USA, 17 Arnaud Jacquemet, 79 Thomas Heinimann, 56 Frédéric Iglesias. 18 Jérémy Wick, 22 Jonathan Mercier & 89 Cody Almond sind verletzt

Head-/Linienrichter:
91 D. Stricker, 75 R. Bürgi, 77 T. Wehrli, 44 S. Wüst

Mannschaftsaufstellung Kloten Flyers:
Torhüter:
28 Martin Gerber & 39 Luca Boltshauser
Linie 1:
18 Erik Gustafsson SWE, 38 Lukas Frick, 91 Denis Hollenstein,
23 Tommi Santala FIN, 44 Matthias Bieber
Linie 2:
34 René Back, 57 Lukas Stoop, 88 James Sheppard CAN,
46 Mathis Olimb NOR, 94 Peter Guggisberg
Linie 3:
25 Franco Collenberg, 15 Philippe Schelling, 29 Vincent Praplan,
13 Patrick Obrist, 81 Robin Leone
Linie 4:
72 Patrick von Gunten, 67 Romano Lemm, 19 Steve Kellenberger,
41 Michael Liniger, 61 Corsin Casutt
Head-/Assistant Coach:
Sean Simpson & Colin Muller
Bemerkungen/Abwesenheiten:
63 Adam Hasani ist verletzt, 42 Chad Kolarik überzähliger Ausländer & 96 Edson Harlacher