Clydesdales – die schottischen sanften Riesen

Die Clydesdale Pferde stellen die Schwesternrasse der Englischen Shire Horses dar, die als die grössten Pferde der Welt gelten. Der Ursprung des kraftvollen Kaltbluts geht bis ins 18. Jahrhundert zurück, in das Tal mit dem Fluss Clyde. Beide Kaltblutrassen haben dieselben Wurzeln. In Schottland wurde konsequent gesunde und leistungsfähige Pferde für die Landwirtschaft gezüchtet. Weltberühmt wurden die Clydesdale Pferde durch die Budweiser-Werbung.

Die Temperamentvollen „Chrampfer“
Wie alle Kaltblutpferde wurde auch das Clydesdale gezüchtet, um schwere Arbeiten zu verrichten. In erster Linie wurden die Tiere eingespannt, erst viel später wurden die temperamentvollen Riesen auch zum Reit und Freizeitpferd. Verlässlich erledigt das Clydesdale seine Arbeit mit solch einer Anmut, dass es für Kenner von vielen anderen Kaltblutrassen schnell zu unterscheiden ist. Die schweren „Grazien“ verfügen über einen ausgeprägten Arbeitswillen, mit erfreulichem, temperamentvollem Charakter der auf keinen Fall zur Lethargie neigt. Auf den Weiden ist herrlich zu beobachten, dass Clydesdales trotz ihres massigen Körpers, um die 1’000 kg, sehr beweglich sind und nicht selten auch ausgewachsene Pferde übermütig über die Weiden toben, was man eigentlich von so grossen Kaltblütern nicht unbedingt erwarten würde. Ihr agiles und freundliches Auftreten, erobert fortwährend die Herzen der Menschen im Sturm. Ihrer Grösse und Kraft nicht bewusst, ist diese Kaltblutrasse den Menschen sehr zugetan. Wie für jeden Kaltblüter ist Arbeiten eine Passion. Das Clydesdale macht hier keine Ausnahme. Was die unglaublich schweren Arbeiten seiner Ahnen in Schottland leisten mussten, ist der heutige „moderne“ Clydesdale weit davon entfernt. Aber trotzdem wird er immer noch gerne als imposantes Zugpferd eingesetzt. Traditionell ist dabei der Einsatz als Brauereizugpferd im Vordergrund. Aufgrund seiner Eleganz und optischen Attraktivität ist das Clydesdale ein Eyecatcher auf Pferde-Shows, Zirkusauftritten und Gespannturnieren. Einer steigenden Beliebtheit erfreut sich das Clydesdale auch als Freizeitpferd unter Reitern, die das Ursprüngliche an Kaltblutpferden zu schätzen wissen. Derart verbreitet wie andere Pferderassen ist diese besondere sanfte schottische Rasse allerdings nicht, aber für Individualisten und Liebhaber des Besonderen wird diese Pferderasse wohl noch lange Zeit interessant bleiben.

Ahnensuche
Die „Geburtsstunde“ des Clydesdale schätzt man auf das letzte Drittel des Mittelalters. Die nachvollziehbare Zuchtgeschichte beginnt allerdings erst im 18. Jahrhundert, in einer Zeit wo starke Pferde mit „handelbarem“ Charakter, die schwere Arbeiten verrichten konnten. Um ein solches schweres und starkes Pferd heranzüchten zu können, mussten die in der Region bereits vorkommenden Pferde mit noch grösseren und stärkeren „Fremdrassen“ verpaart werden. Alten Geschichten zufolge wurden zum Beispiel belgische und englische Kaltblut-Pferderassen eingekreuzt bevor auch das Shire Horse seinen Beitrag zum heutigen Clydesdale-Typ beitragen konnte. Clydesdale und Shire Horse ähneln sich aufgrund der Einkreuzungen stark. Der Clydesdale-Typ ist dabei häufig ein wenig leichter dafür wendiger als das Shire Horse. Zum echten schottischer Exportschlager wurde das Clydesdale vor allem nach Übersee, nach Amerika und Kanada.
Die Clydesdale sind meist Sabinoscheck. Zu ihren typischen Zeichnungen gehören die Beine und die Blesse. An beiden Stellen sind weisse Abzeichen vorhanden. Für Kaltblüter sind Clydesdales recht Langbeinig. Dies verleiht ihnen eine gewisse Eleganz, die es von manch einer anderen Rasse unterscheidet. Die grossen und widerstandsfähigen Hufe verhelfen den Tieren sich auch auf anspruchsvollem Untergrund sich gut und sich fortzubewegen. Der schöne und dichte Kötenbehang schützt nicht nur vor Feuchtigkeit, er ist ein echter Blickfang und rundet das imposante Erscheinungsbild des Clydesdale ab.

Die grosse Budweiser Love-Story
Vor dem alljährlichen wichtigsten Sport-Event der USA, dem Super-Bowl zeigte Budweiser den Werbespot „Puppy Love“ der New Yorker Agentur Anomaly. Nach nur einem Tag wurde diese tierische Love-Story bereits knappe 13 Millionen Mal angeklickt. Die zauberhaften und herzzerreissenden Bilder zwischen Welpe und Clydesdales-Pferd setzen auf die grossen Gefühle und, dem tierischen Markenzeichen des Bierherstellers auf der ganzen Welt.
Der Clip spielt auf einer Farm, wobei der junge Hund etliche Male aus seinem abgezäunten Gebiet ausbüxt, um seinen besten Freund, das riesige Pferd, zu besuchen. Ein paarmal gelingt dem Labi-Welpen die Ausreissertouren bevor er immer wieder vom Pferdepfleger (gespielt von Schauspieler Don Jeanes) zur hübschen Hundezüchterin (gespielt von Model Melissa Keller) zurückgebracht wird. Die Dramatik steigt als eines Tages ein Käufer den Welpen mitnehmen will. Gefangen im Auto des neuen Besitzers scheint das Wiedersehen in weite, wenn nicht in unmögliche Ferne gerückt zu sein. Doch sein bester Freund und seine Herde sind zur Stelle und wissen die endgültige Trennung zu verhindern. Mit wedelndem Schwanz und zufriedenem Gesichtsausdruck stolziert der junge Golden Retriever von seinen Pferde-Freunden beschützt zurück zur Farm. Ganz im Sinne von „BestBuds“ spielen Welpe und Pferd nun zusammen auf der Weide.

Besuch auf der Blackstone-Farm
Auf der suche nach den Schottischen Pferden, den Clyesdale, fanden wir das vielversprechende Reit- oder Fahrangebot auf der Blackstone-Farm in Cumnock. Mit einem freudigen Gewieher wurden wir vom jungen, schönen und vorwitzigen zukünftigen Deckhengst begrüsst bevor uns Magi und John in Empfang nehmen konnten. Seit 1930 ist die Blackstone Farm das Zuhause der Familie Duncan. Auf dem Bauerhof mit viel eigenem Land wird seit jeher preisgekrönte „Clydesdales Heavy Horses“ und Highland Cattle gezüchtet. Zur grossen vierbeinigen Familie gehören auch Alpacas, Mini Schweine, Hühner, Gänse, Enten, Hunde und die beiden frechen Esel Henrietta und Bubbles. Seit 2011 konnten Magi und John mit der Unterstützung von Familie und Freunden ihre Herzensangelegenheit, die Magie der Clydesdales-Pferde, an Interessierte aus dem In- und Ausland weiter zu geben. Nach den Formalitäten führte uns John durch die Stallungen und die Weiden wo über 20 dieser wunderschönen Pferde erwartungsvoll auf uns wartete. Die tiefe Liebe und Verbundenheit der Inhaber ist zu spüren, da es für jedes Pferd oder jedes andere Haustier eine lustige, freche oder witzige Anekdote zu erzählen wusste. Der unumstrittene Vertrauensbeweis der Pferde zu ihren Menschen sahen wir als erstes im Stall. Ungewöhnliche Geräusche drangen an unsere Ohren. Der Anblick der sich uns bot werden wir nie vergessen. Da lagen Zwei vor sich hin schnarchende, völlig entspannte, tiefschlafende Riesenpferde, die sich durch unsere Anwesenheit in ihren Träumen nicht stören liessen. Selbst unser Geplapper und Gekicher, das fotografieren mit Blitz löste keine Reaktion aus. Als ich John fragte, ob bei den Clydesdales der natürliche Fluchtinstinkt weggezüchtet worden ist;- ihm standen nur grosse Fragezeichen in seinen Augen. Er konnte kaum glauben, dass wir so was noch nie gesehen haben. Noch grössere Augen machten hingegen wir Besucher, als auch auf den Weiden einige Pferde tief und fest auf der Seite liegend vor sich hinschnarchten. So tiefenentspannte Pferde haben wir beide noch nie gesehen und der Verdacht liegt nahe, dass die Clydesdales nicht wissen, dass sie eigentlich Fluchttiere sind.
Jetzt durfte jede von uns „ihren“ Ausrittpartner auswählen. Je nach der eigenen Reiterfahrung empfahl uns John das eine oder andere Pferd. Mit dem 8-jährigen Alfie und seinem Kumpel Randolf hatten wir zwei tolle Ausrittkumpel gefunden die uns aufmerksam durch die schöne Umgebung trugen. Bei einigen Galopps auf schönen weiten und weichen Wiesen zeigten die zwei Riesen mit einem Stockmass von über 190 cm ihr Temperament. Zurück auf dem Hof, nachdem die Pferde wieder versorgt sind, fällt es wohl jedem Besucher unglaublich schwer Abschied zu nehmen. Die Menschen und ihre Tieren haben bei uns einen tiefen, schönen und unvergesslichen Eindruck hinterlassen.

WebLinks:
http://www.blackstoneclydesdales.co.uk
http://www.clydesdalehorsesociety.com
http://www.schumanns-shires.de
http://www.shire-horse.ch

Bilder: N. Resch & A. Derungs