Man sah, man hörte und man roch sie, die alten Bolieden…
Über 300 verschiedene Renn- und Sportfahrzeuge waren am Sonntag, 29. April 2012 zu Gast am GP Mutschellen. Dem fachkundigen Publikum und den Fans der schönen Autos und der Motoren wurde ein sensationeller Überblick über beinahe 100 Jahre Rennsportgeschichte geboten.
Viel zu schade und noch zu temperamentvoll für die Museen
Noch nie konnte in der Schweiz ein derart hochkarätiges und breites Teilnehmerfeld von historischen Motorsportgeräten präsentiert werden. Was man häufig nur noch in Museen sieht, wird auf der übersichtlichen Strecke von Rudolfstetten auf den Friedlisberg bewegt, und das nicht etwa langsam. Endlich erhielt «das alte Blech», wie es von Sammlern und Enthusiasten gerne betitelt wird, freien Auslauf. Die alten Motoren duften drehen und endlich wieder gefordert werden. Die Kompressoren der Vorkriegsrenner dürften ihr schönes Lied singen, und das Publikum mit allen ihren Sinnen hautnah dabei sein. Gerne liessen sich die Boliden anfassen und fotografieren und machten so einige Besitzer dieser geschichtsträchtigen Fortbewegungsmittel stolz wie frischgebackene Papa’s. Für „Nicht-Insider“ gaben zwei Platzspeaker interessante Angaben und Hintergrundinformationen zu den Fahrzeugen und deren Piloten bekannt.
Ein Highlight jagte das Andere
Viermal befuhren die Teilnehmer in 7 Rennfeldern die 1,6 km lange, interessante, kurvige Bergstrecke. Eröffnet wurd das Feld von Vorkriegssolomaschinen der Marken Motosacoche, Norton oder Indian. Dreirädrige Morgans und aussergewöhnliche Renngespanne folgten. Die Piloten und ihre «Plampis» gaben alles. Das grosse Feld der geschlossenen Renntourenwagen reichten vom kleinen Fiat Abarth bis zu den monströsen Ford Galaxy aus den 60er-Jahren. Das beachtenswerte Feld der Vorkriegsrennwagen begann mit dem American La France von 1917 mit 14-Liter-Motor und umfasste Sportfahrzeuge längst vergessener Marken wie Amilcar, Vauxhall, Riley, MG, Alvis, Lagonda und natürlich Bugatti, die alle Renngeschichte geschrieben haben. Auffallend bei den alten Rennmotorrädern waren Marken wie Puch, Aermacchi, AJS, BSA und natürlich die einmalig tönenden Norton mit ihrem ganz speziellen Sound.
Das Feld der Formel-Wagen präsentierten «kleine» Formel V, Super V und Formel Ford, mehrere Formel-2-Fahrzeuge und endet bei Dreiliter- Maschinen von Lola und Ferrari – veritablen Formel-1-Fahrzeugen. Das Dienstfahrzeug des unvergessenen Clay Regazzoni, der Formel-1-Ferrari 1975 verzückte so manches Liebhaberherz. Mit von der Partie wahren einmal mehr berühmte Fahrzeuge und Fahrer. Weltmeister, Olympiasieger, Europameister und mehrere Schweizer Meister reiten sich unkompliziert und fröhlich am Start ein. Rennsportgrössen wie Luigi Taveri, Gregor Stähli, Fredy Amweg, Peter Studer, Ruedi Caprez, Herbert Huwyler und andere gefeierte Siegfahrer genossen die Rennstrecke, das begeisterte Publikum und das tolle Frühlingswetter.
„Attraktionen“
Unter diesem Titel präsentierte das OK des GP Mutschellen dem erwartungsvollen Publikum ausserordentliche Fahrer in aussergewöhnlichen Fahrzeugen. Einige passten zwar nicht ganz in das Reglement des GP Mutschellen, hatten aber dennoch viel mit Motorsport zu tun. Vorab an de Spitze der 82-jährige Weltmeister Luigi Taveri. Locker flockig führten die Motocross-Seriensieger Huwyler/Huwyler ihr 1000er-Suzuki-Gespann vor. Im „Schlepptau“ folgten die modernen, ultraflachen Renngespanne. Aus dem aktuellen Renngeschehen gab es potente Vertreter wie Armin Buschor auf seinem breiten BMW der Gruppe 5 oder den heissen Datsun von Claude Petitjean zu bestaunen. Dass auch ein „Döschwo“ oder ein „Käfer“ renntauglich sein können, erheiterte viele Zuschauer. Grosser Applaus war den Fahrern und ihren Vehikeln sicher. Harte arbeit und schier unendliche Kraft musste Roger Bolliger – Pilot am Histo-Cup Austria 2012 mit seinem Pontiac Trans Am aufbringen um ihn zu bändigen. Speziell für den GP Mutschellen hatte der Bremgartner Garagist und mehrfache Meister Ruedi Caprez sein 3000er-Lola-Schätzchen wieder flott gemacht.
Special-Gusts
Als Gastclub begrüssten die Veranstalter den Triumph Spitfire Club, der mit rund 30 Fahrzeugen aller Serien anwesend waren. Die ältesten Spitfires wurden gerade 50-jährig. Grund genug, einen Querschnitt dieser englischen Roadster auf dem Dorfplatz von Rudolfstetten auszustellen. Natürlich präsentierten sich die „Speedies“ auf der Strecke.
Grosse Oldtimerszene rund um den Muttschellen
Ein besonderes Feld am GP Mutschellen bildeten die auf dem Friedlisberg stationierte Regionalgruppe. 60 stolze Besitzer – selbstverständlich sind Frauen darunter – von edlen Oldtimern aus dem Bezirk Bremgarten zeigen, dass es in nächster Umgebung eine riesige Anzahl von Liebhaberfahrzeugen gibt, die es zu bewegen gilt. Gerne zeigte man auch die Mode von anno dazumal. Die Bekleidung der Fahrer und Passagiere passten meistens zum Alter der schönen Fahrzeuge. 11 Motorräder von 1933 bis 1975 und 49 Autos von 1914 bis 1982 wurden präsentiert. Von einem englischen Alldays von 1914, der die Strecke schnaufend schaffen wollten, waren Fahrzeuge der Marken Lambretta, Zündapp, Messerschmitt, Fiat, MG, Ford Mustang oder Volvo bis hin zu Edelkarossen von Ferrari, Rolls-Royce, Packard oder Aston Martin aus dem Jahr 1982 zu bestaunen. Die wunderschönen Oldies in dieser Gruppe wurden zweimal in gemütlicher Fahrt auf der Rennstrecke präsentiert und sorgten für ein paar stimmige Minuten.
Reportage: A. Derungs / Quelle: www.gpmutschellen.ch
Bilder: Andrea Derungs