Das erste Spiel der Gruppe Cattini am Spengler Cup 2013 in Davos zwischen dem Team Canada und HC Vitkovice Steel zeigt Hochspannung bis zur letzten Sekunde.
In diesem Jahr ist das Team Canada sehr schweizerisch. Nur wenige Spieler sind nicht bei den NLA Vereinen unter Vertrag. Bei diesem Team ist das Durchschnittsalter in der Mannschaft eher hoch und Doug Shedden setzt auf konzentrierte Erfahrung.
In den tschechischen Farben tritt zum dritten Mal in Serie Vitkovice Steel am Spengler Cup in Davos an. Bis ganz an die Spitze reichte es den Osteuropäer noch nicht aber sie sorgten jeweils für interessante und spannende Spiele.
In der 18. Spielsekunden holt sich Glen Metropolit die Scheibe im Forechecking und kommt alleine vor Filip Sindelar zum Abschluss. Doch der vife Torhüter ist mit der Fanghand zur Stelle. Das Team Canada lässt Vitkovice kaum Luft. Maxim Noreau, mit einem herrlichen Pass diagonal übers Feld an die blaue Linie zu Teamkollege Jason Williams. In letzter Sekunde schlägt Sindelar den Puck mit dem Schläger weg. Alexandre Bolduc schleicht sich von hinter dem Tor an den zweiten Pfosten hervor wo Ehrhardt ihn sieht und ihn mit einem wunderbaren Diagonalpass von der blauen Linie bedient. Bolduc muss nur noch ins leere Tor einschieben. Nach drei Spielminute führt das Team Canada mit 1:0. Die Tschechen blasen zum Angriff. Der erster Schuss – das erstes Tor. Kinrade „tummelt“ sich alleine in der Verteidigung gegen drei Stürmer. Zur rechten Zeit am richtigen Ort hält Lukas Kucsera seine Schlägerspitze in den Querpass überrumpelt und mit diesem Ablenker den 38-jährigen Mason im Canada-Tor. Spielstand nach fünf Minuten 1:1. Fast zehn Minuten sind gespielt und Vitkovice kommt nicht aus der eigenen Zone raus. Die Kanadier verbeissen sich rigoros in der Zone der Tschechen. So kommt der Führungstreffer zum 2:1 für die Kanadier auch nicht überraschend. Metropolit spielt den Puck via Sindelars Beinschoner an der nahen Ecke über die Linie. Mit diesem kleinen Torevorsprung leistet sich das Team von Doug Shedden einen dummen Flüchtigkeitsfehler. Es sind zu viele Spiele auf dem Eis und Anthony Stewart muss die Teamstrafe in der 16. Spielminute alleine absitzen. Ungenutz lässt Vitkovice das Überzahlspiel verstreichen. Vladimir Svacina trifft mit seinem Stock einen Kanadier im Gesicht und marschiert für zwei Minuten zur Strafbank. Während bei den Tschechen noch eine Minute in Unterzahl gespielt werden muss verliert Bolduc seinen Helm nachdem er in der Mitte noch einen Spieler checkt. Auch das ist verboten, die Ausrüstung muss korrekt getragen werden, so sind beide Strafbanken-Kabeuschen belegt. Vitkovice nutzt das 4 gegen 3 rasch aus. Von der blauen Linie aus schiesst Richard Stehlik zum 2:2 Ausgleich. Erneut hagelt es jetzt Strafen. Zuerst wird Sloboda schon zum zweiten Mal in diesem Drittel wegen Haken verbannt. Der für Fribourg spielende Joel Kwiatkowski folgt Sloboda auf dem Fusse und bei der nachfolgenden Rangelei handelt sich Pastor eine Strafe ein. Ohne Konsequenzen für beide Mannschaften geht es in die erste Pause.
Der HC Vitkovice nimmt Fahrt auf
Nach der Rückkehr auf dem Eis wirken die Tschechen wacher als noch im Startdrittel. Beide Mannschaften erarbeiten sich fast abwechslungsweise schöne Vorlagen für Tore. Nach einer kleinen Rangelei auf der Seite von Vitkovice schicken die Schiedsrichter Kana raus. Beim Team Canada erhält Bolduc, der in der AHL bei Chicago engagiert ist, eine Abkühlungsphase. In der 32. Spielminute fruchted das perfekte Zuspiel von Svacina auf Rudolf Huna. Der zweitbeste Skorer von Vitkovice lässt sich die Chance nicht entgehen und verwandelt den Alleingang aus dem Handgelenk auf der Stockhandseite von Chris Mason. Erstmals geht der HC Vitkovice Steel mit 2:3 in Führung. Das Rumgemecker von Milan Hruska bringt im eine zehnminütige Disziplinarstrafe ein. Jetzt auch noch ein Feldspieler zu viel bei Vitkovice Steel auf dem Eis. Huna geht diese Strafe für seine Mannschaft absitzen. Das Team Canada lässt sich nicht lumpen und nützt das Powerplay sofort aus. Der Kotener Micki DuPont schiesst sofort aus dem Handegelenk durch zwei Teamkollegen hindurch in die Maschen. In der 33. Spielminute steht es erneut ausgeglichen 3:3. Der Puckverlust der Kanadier auf dem Bullykreis nutzt der Slowake Peter Huzevka gnadenlos aus und schiesst aus nächster Distanz über den Beinschoner von Mason nur gerade elf Sekunden später zum 3:4 für Vitovice. Die Kanadier erhöhen kontinuierlich den Druck und zwei Minute vor Drittelsende vergibt Jason Williams eine Riesenchance.
Der Titelverteidiger kommt in Fahrt
Nicht gerade zimperlich startet das letzte Drittel. Lukas Kucsera wird unsanft von MacMurchy von den Beinen geholt und knallt mit vollem Speed und dem Gesicht voran in die Bande. Für den Kanadier gibt’s eine Zweiminuten-Strafe, für den Tschechen sicher einen ganzen Abend einen Brummschädel. Beide Mannschaften spielen hecktisch und emotional. Vor allem die Kanadier sind zu wütenden Furien mutiert. Der Eintore-Rückstand macht ihnen sichtlich zu schaffen. In der 49. Spielminute nun der verdiente Ausgleich. Auf die perfekte Vorlage vom Biel-Stürmer Beaudoin kann Byron Ritchie ungehindert abziehen und trifft via den Oberkörper von Sindelar zum 4:4 Ausgleich. Der Tschechische Torhüter steht jetzt unter Dauerbeschuss von den Ahornblättern. Sechs Minuten vor Spielende „beschäftigen“ kanadische Stürmer mehrer Tschechen als sich der Rapperwil-Jona Lakers-Mann Derrick Walser auf leisen Kufen anschleicht und den Puck zwischen Sindelar versenkt. Je eine versetzte Zweiminuten-Strafe pro Team ohne jeweils das Überzahlspiel zu nutzen. Letzte Spielminute, Sindelar ist draussen, Vitkovice setzt alles auf eine Karte. Überraschenderweise nimmt der Tschechische Coach 23 Sekunden vor Schluss seine Auszeit. Hat er noch ein Zaubertrick für das Bully vor Mason auf Lager? Micflikier entschärft die Situation und sichert so den definitiven Sieg für das Team Canada.
Stimmen zum Spiel
Nach dem Abendspiel beim Spengler Cup konnte SF3 wieder mit zwei Protagonisten sprechen. Der Anfang macht dieses Mal, der eigentliche Klotenspieler Gian-Andrea Randegger, der beim Spengler Cup für Vitkovice im Einsatz steht.
SF3:
Wenn man sich die Tore anschaut, war es ein spannendes und intensives Match. War aus ihrer Sicht das Spiel wirklich so gut oder gibt’s Bereiche, die klar verbessert werden müssen, wie die Verteidigung die Mühe hatte?
Gian-Andrea Randegger:
Nun, Mühe würde ich es nicht nennen. Kanada ist eine sehr starke Mannschaft, gerade offensiv. Wir hatten viele Scheibenverluste in der neutralen Zone und so hatten die Verteidiger viel zu tun. Dies müssen wir gegen Davos morgen abstellen. Zum Glück hat unser Torwart gut gehalten und uns so im Spiel gehalten. Beide Mannschaften waren nicht richtig im System und so war es ein offenes Spiel, das von Konterchancen geprägt war. Man muss erwähnen, dass auch sie viele Chancen zuliessen. Als wir 4:3 führten, sollten wir das 5:3 machen und sie nicht mehr ins Spiel kommen lassen, dies gelang uns nicht.
SF3:
Wird man dieses Spiel schnell vergessen oder schaut man es sich mit der Mannschaft alles nochmals an?
Gian-Andrea Randegger:
Der Trainer wird seinen Kommentar sicher auch noch loswerden wollen. Er wird uns darauf ansprechen, was gut und was weniger gut war. Dies sicherlich, aber wir spielen ein Turnier, da kann man dem nicht lange nachtrauern. Morgen spielen wir gegen Davos, da wollen wir uns gut vorbereiten und schliesslich gewinnen.
SF3:
Sie spielen eigentlich bei den Kloten Flyers, sind aber für den Spengler Cup zu Vitkovice Steel gekommen. Wie war es für sie, die Umstellung ihres Spielsystems, wie wurden sie aufgenommen?
Gian-Andrea Randegger:
Am Anfang hatte ich Mühe zu wissen, wo ich hier stehen muss. Nachdem ich mich daran gewöhnte, ging es gut, würde ich behaupten. Kameradschaftlich wurde ich positiv aufgenommen. Denn jeder weiss wie es ist, neu in ein Team zu kommen. Dies ist also absolut kein Problem.
SF3:
Werden sie den Spengler Cup gewinnen?
Gian-Andrea Randegger:
Natürlich. Dafür und nur dafür sind wir da.
SF3:
Wie werden sie denn morgen Davos schlagen?
Gian-Andrea Randegger:
Defensiver spielen und so weniger Chancen zulassen. Natürlich unsere Chancen nutzten und schnell in Führung gehen, um Davos den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Glen Metropolit spielt normalerweise für den HC Lugano, ist aber am Spengler Cup für Team Canada tätig und war gestern der Spieler des Abends.
SF3:
Was denken sie, zu den ersten zwei Dritteln, in denen sieben Tore fielen?
Glen Metropolit:
Wir haben dafür, dass wir erst vor kurzem zusammen kamen, in der Offensive gut funktioniert. Defensiv leider nicht und dies nutzte der Gegner aus.
SF3:
Zum letzten Drittel hin, haben sie die Offensive etwas eingeschränkt und sich mehr auf die Defensive konzentriert, war dies der Schlüssel zum Sieg?
Glen Metropolit:
Ja, so liessen wir weniger Chancen. Wir mussten das System ändern, um den Gegnern nicht noch mehr Torchancen und Tore zu ermöglichen. Dies gelang dann zum Glück ausgezeichnet und wir konnten das Spiel drehen.
SF3:
Haben sie erwartet, dass sie Spieler des Spiels werden?
Glen Metropolit:
Es ist eine schöne Auszeichnung und zeigt, dass ich gut gearbeitet habe. Dies erfüllt einen logischerweise. Aber erwarten tut man dies eigentlich nie. Das wichtigste ist aber vor allem, das man nicht vergisst, dass es ein Mannschaftssport ist. Deshalb sage ich auch, ohne gute Mitspieler, hätte auch ich nicht so gut gespielt.
SF3:
Sind sie gerne am Spengler Cup und mit anderen Kanadiern hier?
Glen Metropolit:
Ich bin sehr gerne hier und freue mich meine Nationalkollegen treffen zu können. Ich spiele gerne für Kanada und die Chemie stimmt auch immer zwischen uns.
SF3:
Wie ist es denn für sie, ist dieses Turnier mehr Spass oder gibt man 100%?
Glen Metropolit:
Natürlich geht es hier mehr um „Fun“ denn um was anderes. Und trotzdem gibt man alles, um hier die Punkte und am Schluss den Sieg einzuheimsen.
Team Kanada – HC Vitkovice 5:4 (2:2, 1:2, 2:0)
Tore:
3. Spielminute A. Bolduc (Assist T. Ehrhardt)1:0
5. Spielminute L. Kucsera (Assists M. Hlinka, P. Koloch) 1:1
10. Spielminute G. Meropolit (Assist G. Kinrade) 2:1
18. Spielminute R. Stehlik (Assists J. Burger, Randegger) 2:2
32. Spielminute R. Huna (Assist V. Svacina) 2:3
34. Spielminute M. Dupont (Assist J. Mickflikier) 3:3
34. Spielminute P. Huzevka (Assist M. Vandas) 3:4
49. Spielminute B. Ritchie (Assists E. Beaudoin, D. Haydar) 4:4
54. Spielminute D. Walser (Assists G. Metropolit, A. Stewart
Strafen für Kanada:
17. Bolduc A. (2min: Unkorrekte Ausrüstung)
18. Kwiatkowski J. (2min: Behinderung)
27. Bolduc A. (2min: Übertriebene Härte)
43. MacMurchy R. (2min: Beinstellen)
55. Kinrade G. (2min: Haken)
Strafen für HC Vitkovice:
5. Sloboda K. (2min: Bandencheck)
16. Svacina V. (2min: Hoher Stock)
18. Pastor T. (2min: Übertriebene Härte)
18. Sloboda K. (2min: Haken)
27. Kana J. (2min: Übertriebene Härte)
32. Hruska M. (10min: Unsportliches Verhalten)
52. Kudelka T. (2min: Hoher Stock)
57. Pastor T. (2min: Behinderung).
Mannschaftsaufstellung Team Canada:
31 Chris Mason, 30 Allen York, 8 Joel Kwiatkowski, 43 Derrick Walser, 7 Geoff Kinrade, 26 Maxim Noreau, 9 Brendan Bell, 25 Micki Dupont, 3 Travis Ehrhardt, 2 Jim Vandermeer, 10 Alexandre Giroux, 50 Glen Metropolit, 22 Anthony Stewart, 20 Darren Haydar, 93 Byron Ritchie, 29 Jason Williams, 5 Colby Genoway, 15 Brett McLean, 11 Jacob Micflikier, 27 Eric Beaudoin, 49 Alexandre Bolduc, 19 Ryan MacMurchy
Trainer/Assistent: Doug Shedden & Serge Pelletier
Mannschaftsaufstellung HC Vitkovice Steel
45 Roman Malek, 35 Filip Sindelar, G. Randegger, 75 Richard Stehlik, 18 Lukas Kovar, 22 Karol Sloboda, 87 Milan Hruska, 6 Tomas Pastor, 2 Martin Dudas, 88 Tomas Kudelka, 85 Jiri Burger, 9 Jan Kana, 41 Petr Strapac, 21 Rudolf Huna, 23 Ondrej Roman, 13 Vladimir Svacina, 27 Peter Huzevka, 15 Erik Nemec, 91 Michael Vandas, 19 Michal Hlinka, 81 Petr Kolouch, 71 Lukas Kucsera
Trainer/Assistent: Peter Oremus & Roman Simicek
Bilder: D. Peter/Linsenreflektion.ch & A. Derungs
Interview: Quelle Yannick Müller
Reportage: Andrea Derungs